Walter «Günt» Günthardt: Mit Zahlen und Noten

* 29. August 1934 in Zürich; † 3. Februar 2012

Archivdaten von Walter Günthardt>>>

In Italien fing’s an
Walter Günthardt wurde am 29. August 1934 als einziger Sohn von Teresina Bassi und Paul Günthardt in Turin geboren. Die Primarschule absolvierte er zum grössten Teil in Italien. Von 1947–1954 besuchte er bis zur Matura das kantonale Realgymnasium in Zürich. Sein Studium der Nationalökonomie schloss er mit dem Doktorat an der Uni Zürich ab. Danach trat er eine Stelle als Wirtschaftsredaktor bei der NZZ in Zürich an. 

Von der Klassik zum Jazz 
Die musikalischen Fähigkeiten von Walter förderten seine Eltern durch klassischen Unterricht seit seinem sechsten Lebensjahr. Als er aber mit 16 Jahren ein Konzert des Sopransaxofonisten Sidney Bechet hörte, war’s geschehen. Er hatte seine Musik gefunden, die ihn ein Leben lang begleitete. Während seiner Studienzeit spielte er in verschiedenen Formationen und gab Klavierstunden (siehe Kapitel «Buddha Scheidegger»). 1961 erhielte er den ersten Preis als Solopianist am Jazzfestival in Zürich. Während vieler Monate arbeitete er in London für die NZZ. In dieser Zeit musizierte er mit seinem Freund, dem Klarinettisten Ruedi Fischer, und trat nach seiner Rückkehr in die Schweiz den neu gegründeten «New Harlem Ramblers» bei. 

The New Harlem Ramblers
Als Musikbeispiel wollen wir eine LP der «New Harlem Ramblers» einsetzen. Das war «Günts» Art von Musik, mit der er sich einen Ausgleich zu seiner anspruchsvollen Arbeit bei der NZZ schaffte. Der vielseitige Nationalökonom und Musiker schrieb übrigens nicht nur oft Konzertkritiken für die NZZ, er war auch Autor einer umfangreichen Dokumentation «Zürich als Jazzbühne – die goldenen fünfziger Jahre des Amateurjazz»

Der Kreis schloss sich in London 
In seinem geliebten London hat sich sein Lebenskreis geschlossen. Nach einem Besuch des Musicals «The Wizard of Oz» durfte er in der Wohnung seines Sohnes Peter am Eaton Place friedlich einschlafen.
Wichtige Teile unseres Portraits über Walter Günthardt haben wir einem Lebenslauf aus der Feder seines Sohnes Martin zu verdanken. Vielen Dank.

                                                                                                                                        Jimmy T. Schmid  

Ergänzungen

Die Spuren von Walter Günthardt am Jazz Festival Zürich reichen von 1953 bis 1963.

Diverse Bandnamen die inzwischen vergessen gegangen sind tragen pianistische Grundlagen von Walti: _ High Society. Zürich (1953), Basin Street Hot Five, Zürich (1954); Eleonora Jam Group, Zürich (1955); Solopiano am Festival 1955, 1956, 1957, 1958, 1959, 1960,1961; Old River Band, Zürich (1958);  Swiss Swing College Band, Zürich (1958); Nameless, Zürich (1956  1959, 1962, 1963)

Fs (Angaben von Bruno Spoerri)

Historische Anekdote von Adolf Scheidegger, Zürich (1940 – 2020)

„Ich wurde irgendwann auf einen Zürcher Pianisten aufmerksam. Der spielte in einer Jazzband, die sich „Nameless“ nannte. Ihr Pianist hiess Walter Günthardt.  Er beeindruckte mich mit seinem Können und ich meldete mich bei ihm für Stunden an. Ich durfte ihm etwas vorspielen und er akzeptierte mich als Schüler. Er meinte nach meinem Vorspielen, dass ich swingen würde wie ein Teufel, aber von Harmonielehre hätte ich keine Ahnung. Walter Günthardt hat mir dann Grundlegendes der Harmonielehre vermittelt. Bald spielte ich in der Band eines Freundes meines Klavierlehrers. Die Formation hiess „Gamblers“. So spielte ich auch im „Africana“. Meine erste Gage belief sich auf fünf Franken pro Abend. Das war nicht viel, aber immerhin etwas.“.

(c2011 BY Christian Dueblin).