Mac Strittmatter, Klarinette, Saxofon, Bandleader
* 1914, † 1980 Basel

Einer der namhaften Bandleader der Swingzeit wie Teddy Stauffer, Fred Böhler, Walter Baumgartner usw. Hier wollen wir ihn anhand der einschlägigen Informationen, die in unserer Sammlung vorhanden sind, würdigen.
Mac Strittmatter war ein waschechter Basler. Schon in der Schule war er ein begabter Rechner und ein begabter Zeichner, hatte aber Mühe, eine gute Stelle im gelernten Beruf als Maschinenzeichner (Konstrukteur) zu bekommen und wurde 1937 kurz entschlossen als Klarinettist und Saxofonist Profimusiker. Vor 1937 spielte er bei verschiedenen Amateurbands..

Auf nach Surabaya
Schon bald wurde Mac Strittmatter angefragt, ob er Lust hätte, nach Surabaya ins damalige Niederländisch- Indien zu gehen. Sicher hatte er Lust. Mit ein paar Basler Musikern, darunter der bekannte Schlagzeuger Hardy Kessler sen. machte er die ganz grosse Reise und spielte in einem Nightclub, aus dem auch regelmässig Radiosendungen übertragen wurden. Mit einem Trio unter dem Pseudonym Mac Williams spielte der unternehmungslustige Basler Musiker mit grossem Erfolg. Das Unternehmen „Surabaya“ wurde für Mac Strittmatter zu einem beträchtlichen Prestigegewinn. Doch als er in die Schweiz zurückkam, ging 1939 bald der Zweite Weltkrieg los und Mac musste vorerst seine Bigband-Ambitionen aufs Eis legen. Aktivdienste mit dem Militär und ein Spitalaufenthalt wegen eines Malariarückfalles kamen ihm heftig in die Quere.
Mit Stellvertretungen in diversen Orchestern, z.B. bei Fred Böhler, musste er oft Vorlieb nehmen.

Erste eigene Band
Doch im Sommer 1939, kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, liefs mit einer eigenen Band sehr gut. Es gab gute Engagements in den Berner Dancings „Kunsteisbahn“ und „Perroquet“, und die Gruppe konnte sogar mit zwei schwarzen Musikern, dem Bassisten Ernest „Bass“ Hill und dem Pianisten Ram Ramirez, die vom Orchester Bobby Martin kamen, ergänzt werden. Ramirez war ein erfahrener Bandmusiker, eine Art „Spiritus Rector“, der Mac Strittmatter auf wichtige Details aufmerksam machen konnte.

Beim Militär, nicht nur zum Exerzieren
1940, als Mac Strittmatter im Militär-Aktivdienst steckte, war die Stimmung unter der Mannschaft gar nicht gut. Neben Mac gab’s noch ein paar weitere Jazzmusiker, die abends hin und wieder in einer Beiz zusammen jammten. Eines Tages kam ein Leutnant auf die Idee, man sollte mehr machen aus diesen kleinen musikalischen Abstechern, z.B. ein Musik-Cabaret. Mac Strittmatter war begeistert. Er und ein paar Kollegen benützten die Freizeit, um ein Programm mit kleinen Musiknummern zusammenzustellen. Der initiative Mac suchte nun ein Lokal, wo die Soldaten zeigen konnten, dass bei ihnen mehr drinnen lag als militärisches Exerzieren. Das „Gambrinus“ in Basel schwenkte ein. Das Musik-Cabaret durfte auf eigene Rechnung auftreten. Der Laden war voll, die Übung war gelungen.

Erfolge mit der Bigband
Als die längsten Einsätze in der Schweizer Armee vorbei waren, konnte Mac Strittmatter seine Bigband-Pläne langsam verwirklichen. 1942 begann er mit fünf Musikern, 1943 hatte er sieben, 1944 neun und 1945/46 schliesslich zwölf.  (Mac als Saxofonist und Leader mitgezählt). Das war für Schweizer Begriffe schon eine respektable Bigband. Nach dem Urteil von Lou Andrini, einem seiner Trompeter, war dieses Orchester eines der jazzigsten der Schweiz. Er berichtete: „Im „Chicito“ in Bern waren wir oft ganz ausserordentlich „in the groove“. Wir spielten dreiviertelstündige Boogie-Woogie-Nummern. Das Tanzpublikum stand still, klatschte und war begeistert“. In der Nachkriegszeit war die Bigband-Euphorie aus kommerziellen Gründen vorbei. Die Musikergagen stiegen. Kein Wirt war jetzt noch bereit, zwölf Musiker zu bezahlen.

Dem Swingstyle treu geblieben
Mac Strittmatter war auf Swingstyle eingestellt. Seine grossen Vorbilder waren die amerikanischen Orchester von Jimmy Lunceford bis Cab Calloway. Wenn ein Schlagzeuger Kenny Clark-inspiriert versuchte, mit Paukenschlägen etwas Bebop ins rhythmische Geschehen einzubringen, provozierte er unverzüglich des Meisters Reaktion: „Solltest du wieder so etwas Komisches produzieren, müsste ich dich entlassen“. So streng waren bei Mac die Bräuche. Er verlangte von einem Drummer, dass er innerhalb eines Taktes den Grundrhythmus konsequent mit vier Paukenschlägen markierte. Auch bezüglich Besetzung war Mac swingorientiert. Wenn er das 12-Mann-Orcheser „abspecken“ musste, ging das soweit, dass neben dem unverzichtbaren Schlagzeug und dem ebenso wichtigen Piano nur noch eine Trompete und 2 Saxofone (1 Alto,1 Tenor) übrigblieben. Die Brass-Section war schlussendlich bis auf eine einzige Trompete reduziert, die Sax-Section musste auf eine Stimmenverdoppelung verzichten. In der Schweiz waren solche 5-Mann-Miniatur-Swing-Bigbands,die zum Tanze aufspielten, gang und gäbe. Bei Profibands, etwa ab sieben Musikern, kam manchmal noch eine Sängerin dazu. In den Strittmatter-Bands war das Molly McCormick. Dass sich Mac als Swingstyle-Solist auch in Dixieformationen gut einordnete, beweisen unsere von Thomas Reich eingefügten Musikbeispiele.

Letzte Auftritte
Auch in den Siebzigerjahren waren Mac Strittmatter-Bands aktiv. Das waren dann echte Kleinformationen, keine „abgespeckten“ Bigbands. Ein typisches Beispiel am 30. Oktober 1975: Mac Strittmatter am Tenorsaxofon  zusammen mit Isla Eckinger an der Posaune und am Vibrafon, Peter Schmidli an der Gitarre, Peter Frei am Bass und John Burrows am Schlagzeug.
Ende der Siebzigerjahre wurden Mac Strittmatters Auftritte rar. Mit seinem hervorragenden Spiel der Klarinette und des Saxofons, seinen extrem swingenden Bands und seinen träfen Basler Sprüchen, haben wir ihn im grossen „Jazz-Gedächtnis“  unseres Archives eingereiht.

 Jimmy T. Schmid