Berner war der Vater des epochalen Amateur-Jazzfestivals Zürich. Er war erblich vorbelastet. Sein Vater Ernest R. Berner (1904 – 1966), ein Jazzpionier der ersten Stunde, brachte 1934 erstmals Louis Armstrong  in die Schweiz.

1935 holte er Coleman Hawkins für ein paar Jahre nach Zürich und verschaffte ihm einige Gigs. Anfangs wohnte Hawkins bei den Berners - eine Begegnung, die Klein-Andrés spätere Jazzleidenschaft wohl mitgeprägt hat. André Berner hat mit seinem Amateur Jazzfestival in Zürich (1951bis1973) unschätzbare Dienste für die Entwicklung des Schweizer Jazz geleistet. Bereits 1957 mussten des riesigen Andrangs wegen Vorentscheidungen in einigen Schweizer Städten durchgeführt werden! Ab 1961 wurde das Festival international. Ab 1968 brachte das Programm ergänzend internationale Jazz- und Popgrössen, doch das Dilemma der Formel „Mehr Stars - steigende Eintrittspreise - grössere Säle“ überforderte den ideenreichen Berner, der kein zweites Montreux wollte. 1973 warf er das Handtuch. Die Bilanz darf sich sehen lassen. 23 Jahre ausverkauft, ein enormes Interesse der Medien und ein gewaltiger Entwicklungsprozess der einheimischen Amateurszene (einschliesslich der stets präsenten Welschen!).

Bei Andrés Geburt 1926 lebte die Familie in Paris, kehrte aber 1931 in die Schweiz zurück- vorerst nach Bern und 1933 auf Dauer nach Zürich. Vater Ernest war ab 1938 Herausgeber der Schweizer Filmzeitung und ab 1949 auch Reklamechef bei Paramount Schweiz. André folgte seinem Vater in den Fussstapfen: das familiäre Filmfieber packte auch ihn - er brach sein Architekturstudium halbwegs ab und machte sich stattdessen in der Kino-Werbebranche selbständig. So wurde Jazz früh zur Alltagsmusik. Mit 20 Jahren spielt er auch mit einer Genfer Gruppe.

Als 19-jähriger durfte er den Vater am Klavier begleiten und bekam so Gelegenheit mit erstklassigen internationalen Jazzmusikern zu spielen. 

Er war jedoch lieber als Manager unterwegs, und suchte ein Mittel, um die alljährliche sommerliche Besucherflaute zu bekämpfen. Er hat deshalb mit der Hazy Osterwald Bigband im Zürcher Kino Urban einige Konzerte veranstaltet.  Aus diesen Ideen kondensierten 1950 neue Pläne für Zürich- die Festival-Idee wurde mit einer Ausschreibung in der Schweizer Filmzeitung konkret. Es meldeten sich auf Anhieb 25 Bands und 20 Solopianisten und das Festival stieg erstmals anfangs September 1951. Die Sache war noch sehr informell und ohne Conference, aber das Kino Urban war vom ersten Tag an randvoll.

Im zweiten Jahr meldeten sich 36 Bands, im dritten bereits 46 und ab 1956 mussten in anderen Schweizer Städten Vorausscheidungen angesetzt werden. In der Jury betätigten sich illustre Personen wie Vater Ernest Berner, Cedric Dumont, Arthur Göpfert, Jan Slawe, Eddie Brunner etc.

„Who is Who in SWISS JAZZ in den 60er Jahren ……“

Aufgrund der vorliegenden Plattenaufnahmen (1960 bis 1969) aus dem Archiv des swissjazzorama lässt sich auflisten, welche Formationen die Gunst der Jury erspielt haben.

Die klare Trennung in Jazz im alten Stil und im modernen Stil konnte sich am Anfang noch umsetzen und verlor in den 70er Jahren ihre Bedeutung. Viele bekannte Namen präsentieren sich auf dieser Liste was eigentlich klar ist, wenn man zählen kann, dass zwischen 1950 und 1970 in der Schweiz mehr als fünfhundert Amateurjazz-Formationen gegründet wurden. Diese beiden Jahrzehnte bezeichnete der Journalist Walter Günthardt auch als das goldene Zeitalter des Schweizer Amateurjazz. „Auf alle Fälle war stilistisch alles offen; New Orleans und Dixieland im Zeichen eines Revivals, der Swing-Sound war immer noch bestimmend und der Bebop war in der „Angriffsphase“, der Cool Jazz gerade geboren und der Free Jazz existierte nicht einmal dem Namen nach.“

Auch die geografische Aufteilung in Romandie und Deutsche Schweiz war interessant und sehr erfrischend und für die Zukunft bereichernd“.

1960 – New Orleans Wild Cats, die führende Band aus Neuenburg und die Harlem Ramblers aus Zürich im 3ten Rang präsentierten sich im alten Stil, wogegen das Paul-Thommen -Octett und das Pierre Jomini-Quartett sich mit dem André Hager-Quintett im modernen Stil in vorderster Reihe platzierten. 
1962 wuchs das Orchester von Paul Thommen aus Genf zur Big Band, die Band „Jazz à 4“ aus Nyon lag noch vor dem Irène Schweizer Trio aus Schaffhausen, aber das Orchester Henri Chaix aus Genf belegte den 1. Rang im alten Stil nebst der Old School Band aus Genf im 2. Rang.
1963 Das Quartet Olivier Berney aus Lausanne und das Trio Jean Bionda aus Genf führten im modernen Stil, während „The Nameless“ aus Zürich sich langsam zum 4. Rang empor arbeiteten im alten Stil. 
1964 Das Klaus Koenig Trio aus Zürich reüssierte im modernen Stil und Irène Schweizer im 2. Rang. Die Hot Potatos aus Zürich im 2. Rang alter Stil.
1965 Das Festival wurde international. Die Old School Band weiterhin im 1. Rang alter Stil und Hans Kennel, Zug, wurde bester Festival Solist.
1967 Das Röbi-Weber-Quartett, Zürich, avancierte zum 1. Rang Modern. Das Renato-Anselmi-Orchester, Zürich, im 1. Rang Big Bands und der New Orleans-Hot-Club, Sierre im 2. Rang Alter Stil. 
1968 Das Eric-Gigante-Sextett aus Genf klassierte sich im 1. Rang Modern, während „The Gamblers“ aus Zürich im 1. Rang im alten Stil klassiert wurden. Das Melch Däniker Trio aus Uster wurde im 2. Rang Modern eingestuft. .
1969 Die nächste LP des Festivals führte keine Ranglisten mehr auf, präsentierte dafür die „Revival-Jazz-Band“ aus der Tschechei im 1. Rang im alten Stil nebst „Harald-Eckstein-Sextett“ aus Bremen im Modernen Stil.
1970 Doppelalbum. Die Dixie Jazz Group von Raymond Droz und das Henri -Chaix-Quintet im alten Stil, sowie das Metronome Quintet aus Zürich und als Gast das Radio Orchester des Deutschschweizer Radios mit Kompositionen von Bruno Spoerri und Heinz Bigler. Unter dem Titel «International All-Stars» eine Komposition von George Gruntz mit internationaler Besetzung.

Begleittext von Lance Tschannen, dem Präsidenten der europäischen Jazzföderation und Mitglied der Jury des Jazzfestivals. «Jazz als eine vielseitige, schöpferische musikalische Ausdrucksform zur Geltung bringen. Von ausschlaggebender Bedeutung sind absolute Toleranz und gegenseitiges Verständnis.» André Berner hatte eine glückliche Hand mit dem Konzept des Festivals. Die Amateur Musiker hatten Gelegenheit, vor einem Publikum aufzutreten, das wirklich Jazz hören wollte. Mit «Jazz für die Jugend» liess sich damals auch gut werben, so dass sich Sponsoren  für die Preise und die Anreise von ausländischen Orchestern gewinnen liessen.

«Wer zu diesem Zeitpunkt im Schatten von Rockn’Roll und Beat bereits Nachwuchsprobleme bei den Jazzamateuren gewittert hatte, wurde 1963 vom Auftritt des siebzehnjährigen Saxofonisten Pepe Lienhard wohl überrascht. Der Lenzburger brachte mit 29 Musikern eine ganz neue Generation auf die Bühne, die vorher noch nie am Festival teilgenommen hatte. Durch Reduktion auf neunzehn Mann und mit Mario Schneeberger, dem Altsaxofonisten, stellte er 1965 die beste Big Band des Festivals und 1966 mit dem Trompeter Hans Kennel den absolut besten Solisten. Noch heute erinnern sich die älteren Amateur-Jazzer gerne an das Festival, die Jamsessions im «Weissen Wind» und den Abschlussball. Viele Freundschaften entstanden, Jazzclubs wurden gegründet und überregionale Aktivitäten belebten das Jazzbusiness.
Fernand Schlumpf                              

André Berner 1956

André Berner 2000 Interview Kleiner