Drei Stücke der Fred Böhler Big Band mit Kitty Ramon, aufgenommen in Zürich
"What a Difference a Day made" (20.05.1944)
"St. Louis Blues" (09.04.1941)
"How about you" (29.06.1942)
Kitty Ramon, 14. März 1914, Amsterdam, NL – 1990, CH (genaues Datum unbekannt)
(Künstlername von Katharina Remmers)
Kam in Amsterdam zu den Chocolate Kiddies, wo auch René Bertschy mitwirkte. Sie heirateten und reisten vor Ausbruch des 2. Weltkrieges in die Schweiz zurück. Zuerst sang sie dem Orchester von Fred Böhler bei, wo sie bis im Jahr 1945 verblieb.
(Jazzdocumentation.ch)
"Der rührige und erfindungsreiche Berner Nachwuchsmusiker Rolf „Hazy“ Osterwald hatte denselben Traum wie sein etwas älterer Basler Kollege Mac Strittmatter: Die eigene Big Band. Im September 1944 startete er im Berner Chikito, vorerst mit acht Musikern und der Sängerin Kitty Ramon. Trotz der hervorragenden Qualität des Orchesters, dem unter anderem Ernst Höllerhagen, Stuff Combe, Géo Voumard und Bob Jaquillard angehörten, den zeitgemässen, „hippen“ Arrangements aus Hazys Feder und auch trotz der guten Akzeptanz seitens des Publikums musste Hazy Ende 1948 sein Grossorchester zugunsten einer Kleinformation (Sextett) aufgeben. Das wirtschaftliche Umfeld für Grossorchester wurde von Jahr zu Jahr schwieriger, sämtliche Schweizer Big Bands blieben letztendlich aus demselben Grunde auf der Strecke.
Wegen der zunehmenden politischen Spannungen fanden offiziell nur noch wenige Grossorchester den Weg in die Schweiz. An deren Stelle traten vermehrt Ensembles aus Frankreich, England, Belgien, Holland, Schweden, Dänemark, ja selbst aus Österreich, der Tschechoslowakei, Ungarn und Rumänien. Nur auf eine Formation möchten wir kurz eingehen: Die hervorragende holländische Band The Chocolate Kiddies, die in der Vorkriegszeit mehrmals die Schweiz besuchte. Bei den Chocolate Kiddies wirkten auch Schweizer Musiker wie Maurice Barbey, René Bertschy sowie Bertschys spätere Frau Kitty Ramon mit.1937 konnte Bertschy anlässlich eines Engagements im Berner Chikito auch eine Schallplatte mit Coleman Hawkins aufnehmen.
Die ersten (Schweizer) Jazzbands der 1920er und 1930er Jahre, zum Beispiel die Lanigiro Syncopating Melody Kings oder Teddy Stauffers Big Band, haben keine Instrumentalistinnen in ihren Reihen. Aber sehr wohl Sängerinnen, wie etwa die in der Schweiz aufgewachsene Phyllis Heymans, die Anfang der vierziger Jahre zum Gesangsstar bei Teddy Stauffer avanciert und im Zürcher Corso Palais grosse Erfolge feiert. In der Schweiz sehr erfolgreich ist auch die Holländerin Kitty Ramon, die sich im Zweiten Weltkrieg der Corso Big Band des Schweizer Pianisten Fred Böhler anschliesst und später Sängerin im ersten Berufsorchester von Hazy Osterwald wird."
(Lislot Frei, „Von den Swiss Ladies zu Lily Horn – Frauen im Schweizer Jazz“, in Bruno Spoerris „Jazz in der Schweiz - Geschichte und Geschichten“)
"Später, im „Chikito“ in Bern, hatte ich dann auch das erste Mal dauernd eine Sängerin engagiert. Kitty Ramon sang früher mit dem holländischen Orchester „Chocolate Kiddies“. René Bertschy hatte sie geheiratet und in die Schweiz gebracht. Sie sang dann bei den „Swing Kiddies“, der Band der Brüder Oscar und René Bertschy. Die Band platzte, weil René Bertschy und weitere Musiker in den Militärdienst einrücken mussten. Also sprach ich Kitty an: „Willst du zu uns kommen?“. Ihre Freude war gross. Sie sagte, das sei das Beste, was ihr in dieser Situation passieren könne.
1944 hatte ich mit achtzehn Mann und Kitty Ramon meine grösste Band, mit dem Geiger Antoine Franchi und dem Gitarristen Marcel Bianchi von Django Reinhardts „Hot Club de France“.
Als ich das erste Mal im „Chikito“ in Bern spielte, mit Kitty Ramon, Glyn Paque, Adi de Angelis, Clément Rütsche und Otto Horak, stand eines Abends ein schmächtiges Bürschlein vor der Garderobentür. Er heisse Osterwalder, und er sei begeistert von meiner „sauguten“ Musik. Ob er – seine Freunde nennen ihn Hazy – ein Arrangement für mich schreiben dürfe, fragte er.
Später entwickelte Hazy die Ambition, selber eine Band zu gründen. Ich unterstützte ihn dabei, und Kitty Ramon wechselte zu ihm. Er hatte dann einen sehr guten Schlagzeuger, Stuff Combe, den ich selber gerne gehabt hätte, doch er schnappte ihn mir vor der Nase weg."
(Fred Böhler, „Schweizer Jazzpionier - Sein Leben, seine Musik“)
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Zusammengestellt von Thomas Schärer