Audio

Tangerine
I remember you

(Armitage Quartet: Dennis Armitage, ts, Curt Prina, p, Sunny Lang, b, John Ward, d)

No Idea

(Joe Turner, Riehen, May 7, 1958: Werner Dies, cl, Dennis Armitage, ts, Curt Prina, vib, Joe Turner, p, Sunny Lang, b, John Ward, d)

Ritchie’s Blues

(Montana Jam Session, Louis Bar Luzern, 1996, Richard Decker, p, Vinzenz Kummer, b, John Ward, d)

Sweet Fields

(Sonny Morris & the Delta Jazz Band, Oxford, 1999)

Freude an G-Dur
Let me love you (Vocals : John Ward)

(John Ward Trio, 2008: John Ward, d, voc, Elmar Kluth, p, org, Thomas Hirt, b)

Video

Ausschnitte aus "Die Hazy Osterwald Story" (1961)

John Ward, * Mechelen, BE, 15.12.1927, † Walchwil, CH, 12.05.2015

Schlagzeug, Gesang, Showeinlagen

Archivdaten von John Ward >>>

John Ward war ein belgischer Jazz-Schlagzeuger. Als sein Markenzeichen gelten „sein eleganter Swing und sein Drive, mit dem er Publikum und Mitmusiker gleichermassen begeistert.“ Ward begann seine Karriere bei Gus Clark; 1946 spielte er bei Bill Alexandre, mit dem erste Aufnahmen entstanden. im Mai 1949 gehörte er in Paris den Bob Shots um Jacques Pelzer, Bobby Jaspar, Fats Sadi und Francy Boland an, mit denen er mehrere Titel für Pacific einspielte. Ebenfalls in Paris nahm er mit dem Toots Thielemans Quartet du Hot Club de Belgique (mit Francis Coppieters und Jean Warland) auf. Ab Mitte 1949 bis 1974 gehörte er dem Hazy Osterwald Sextett an, in dem er auch Gesangs- und Showeinlagen lieferte. Hierbei übernahm er die tiefste Gesangslage. Mit der Sängerin Bibi Johns legte er 1961 die Pop-Single „Das kann gefährlich sein“ (Polydor) vor.
In späteren Jahren spielte er in zahlreichen nationalen und internationalen Formationen und führte in der Schweiz ein eigenes Trio, seit 2005 mit Elmar Kluth (Piano) und Thomas Hirt (Bass), für das Album Sarah sings with the John Ward Trio ergänzt durch die Sängerin Sarah Peng.
Im Bereich des Jazz war er zwischen 1948 und 1964 an 31 Aufnahmesessions beteiligt.

(Wikipedia)

Der legendäre belgische Jazz-Drummer John Ward (1927-2015) war Schlagzeuger und Mitbegründer des Hazy Osterwald Sextetts. Als einer der wenigen Europäer hatte er die Gelegenheit, während einer Amerika-Tour mit Charlie Parker zusammen spielen zu können. Auf den Europatourneen vieler amerikanischen Jazzlegenden spielte John als Schlagzeuger in deren Rhythmusband, auch für Billie Holiday. Kein Wunder, denn er swingte «like hell», und dies auch bei minimaler Lautstärke. Er war ein unerreichter Meister im Spiel mit den Schlagzeugbesen und verfügte über ein riesiges Repertoire, welches er spielend abrufen konnte. Zusammen mit dem Pianisten Elmar Kluth und dem Bassisten Thomas Hirt gründete er 2005 sein eigenes Trio, mit dem er bis zu seinem Tod im Mai 2015 regelmässig auftrat. Zusammen mit Sarah Peng wurde die 2008 erschienene CD Sarah sings with the John Ward Trio für den Swiss Jazz Award nominiert.

(Sarah Peng)

Er hatte eine gewaltige Stimme

Er war der Drummer jener Gruppe, die mit dem «Kriminal-Tango» die Hitparade stürmte, und machte sich durch humorvolle Auftritte einen Namen: Die Rede ist von John Ward, der während 30 Jahren dem Hazy Osterwald Sextett angehörte. Am 12. Mai ist Ward, der seit Mitte der Siebzigerjahre mit seiner Frau in Walchwil wohnte, nach kurzer Krankheit verstorben.

Eigenes Trio gegründet

Geboren wurde John Ward im Jahr 1927 in Belgien. 1949 wurde er von Hazy Osterwald entdeckt und für dessen Sextett engagiert. Nach der Zeit mit Osterwald gründete er später ein eigenes Trio.
Einer, der mit John Ward eine über 50-jährige Freundschaft teilte, ist der Chamer Modelagent Charly Werder. Sein erstes Treffen mit dem Spitzendrummer hatte er bereits im Alter von acht Jahren. Er habe damals im Casino in Zug ein Konzert des Sextetts besuchen wollen, erzählt er. «Man hat mich nicht reingelassen, weil ich zu jung war.» Schliesslich hätten ihn Hazy Osterwald und John Ward beim Bühneneingang gefunden und ihn mit in den Saal genommen das war der Beginn einer langen Freundschaft. «John fiel durch seine markante Brille auf und hatte eine gewaltige, unglaublich tiefe Stimme», sagt Werder. Mit ihm verliere die Musikszene einen Schlagzeuger der Weltklasse.

(rah, Zuger Zeitung, 2. Juni 2015)

John Ward kam am 15.12.1927 in Mechelen, Belgien zur Welt. Schlagzeuger und Spassmacher der Band. Seine unvergleichliche Mimik sorgte jeden Abend für schallendes GeIächter.
John bereiste als Junge mit seinem Vater ganz Europa und sass schon mit 14 Jahren als "Wunderknabe" beim Berliner Orchester Kurt Widmann am Schlagzeug. Er ist ein Sprachgenie und spricht nicht weniger als acht Sprachen.
Zusammen mit Sunny Lang bildete er die zu jener Zeit wohl heisseste Rhythmusgruppe Europas.
Nach seinem Ausstieg aus dem Sextett konnte John sein grosses komödiantisches Talent beim Schweizer Fernsehen und in diversen Theater-Auftritten beweisen.
Als freischaffender Musiker arbeitete er in verschiedenen Formationen und lebte mit seiner Lebensgefährtin in Walchwil in der Schweiz.

(Hazy Osterwald, Classic Collection 1951 – 1964, Booklet, 1994)

«Jazz ist mein Leben»
Ein Besuch bei Drummer John Ward in Walchwil, 2013

«A heavy question! Jazz ist für mich eigentlich alles, er ist mein Leben.» – So antwortet Drummer John Ward auf die Frage, was ihm Jazz bedeute. John muss es wissen: Er hat, still going strong, seinen 85. Geburtstag gefeiert. Dabei hatten ihn die Behörden im belgischen Mechelen schon 1947 aus ihrem Bürgerregister als nicht mehr existent gestrichen. Über die Wechselfälle eines reichen Musikerlebens diskutierten René Bondt und Fernand Schlumpf mit John Ward und Gattin Erika in deren Heim am Zugersee.

Mechelen gehört zu den geschichtsträchtigen Städten im flämischen Teil Belgiens. Dort wurde Jean Baptiste Verwoerst am 15. Dezember 1927 geboren. Lange vor dem Triumphzug des «American way of life» wurde aus Jean ein John, dem sein Vater – Wirt, Akkordeonist und Trompeter – die Töne und Rhythmen sozusagen in die Wiege legte. Schon der Vierjährige galt als «Wunderkind am Schlagzeug», dessen Künstlername Ward sich aus nachvollziehbaren Gründen besser kommerzialisieren liess als das amtliche Original. Damals ahnte freilich niemand, dass der in jungen Jahren vollzogene «Etikettenwechsel» nicht nur 1947, sondern auch noch im verwaltungsseligen 21. Jahrhundert geeignet war, bei der Anforderung neuer Identitätspapiere für das Ehepaar Ward mancherlei Irrungen und Wirrungen hervorzurufen…

Ein Wunderknabe swingt in Hitlers Berlin

John steuerte ohne Umwege eine Musikerkarriere an. Eine Zeitlang machte die Klarinette Spass. Aber im Vordergrund blieben die Drums, die den Weg zum swingenden Jazz der dreissiger Jahre wiesen. Der wurde freilich bald übertönt von heulenden Stukas, rasselnden Panzerketten und explodierenden Granaten. 1940 überfiel Hitler-Deutschland Belgien. Am Eisenbahnknotenpunkt Mechelen wurden belgische Juden von der SS in ein Sammellager getrieben und nach Osteuropa abtransportiert – die meisten von ihnen ohne Wiederkehr. Johns Vater blühte ein «gnädigeres» Schicksal: Er gehörte zu jenen männlichen Belgiern im Alter zwischen 18 und 45 Jahren, welche die Nazis als Zwangsarbeiter nach Deutschland deportierten. Verwoerst Senior kam nach Berlin und hatte für Hitlers «Endsieg» Waffen zu schmieden. Der dreizehnjährige John blieb in Belgien zurück, hatte bei Pflegeeltern keine gute Zeit, litt Hunger. Dem Vater gelang es, den Knaben zu sich in die Reichshauptstadt zu holen.

Berlin! Das war nicht nur die Kapitale einer mörderischen Diktatur, sondern bis gegen Ende des Krieges auch eine Propaganda- und Zerstreuungsbühne. In Hotels und Variétés sorgten Tanzkapellen – meist mit Musikern aus den besetzten Gebieten ergänzt, weil deutsche Kollegen an die Front beordert wurden – für lockeren Sound, der öfter in den obrigkeitlich verpönten Jazz abschweifte. Eines dieser Orchester leitete Kurt Widmann, mal im Vergnügungstempel «Haus Vaterland», mal im Hotel «Imperator» an der Friedrichstrasse. Das Hotel rühmte sich seiner tollen Clubsessel-Ambiance. Und genau dort verschaffte der Multiinstrumentalist «Kutte» Widmann dem belgischen Wunderkind Auftritte. Schon 1940 produzierte die Widmann-Band mit John Ward am Schlagzeug den Plattentitel «Heisse Tage».

Amerikanische «Entwicklungshilfe»

John überlebte in Berlin den Zusammenbruch des Dritten Reichs. Kurz nach der Kapitulation ging's nach Hause. «Wir reisten 24 Stunden lang in einem Viehwagen, bis wir Brüssel erreichten», erzählt er. In Belgien standen nun westalliierte Truppen – und mit ihnen blühten die Clubs auf. Amerikanische Jazzmusiker kamen ins Land, brachten Swing und Bebop mit, leisteten akustische «Entwicklungshilfe» in Sessions mit bekannten belgischen Jazzern, zu denen Bassist Jean Warland, Multitalent Toots Thielemans, Bigband-Gründer und Saxofonist Jack Sels und John Ward gehörten. «Ich spielte damals in der Sels-Bigband, die Bill Kent in gute Form brachte», erinnert sich John und präzisiert: «Kent diente in der US Army, spielte Trompete und gehörte zeitweilig zur Band von Drummer Gene Krupa, der neben Jo Jones zu meinen grossen Vorbildern zählte. Die Antwerpener Grossformation swingte toll, konnte sich aber nach überzeugendem Debut nicht durchsetzen, weil es am nötigen Geld fehlte. Es wurde zu jener Zeit viel kommerzielle Musik verlangt, aber unter den Musikern fanden sich die Jazzer immer wieder. Wir orientierten uns via Radio und Schellacks am Swing und am Bebop. Entscheidend waren für mich jedoch die Live-Begegnungen, zu denen schon 1946 jene mit Saxofonist Don Byas gehörte.»

Zur Sternstunde im transatlantischen Brückenschlag unter Jazzern wurde im Mai 1949 das Pariser Festival International de Jazz. Die amerikanischen «Crème de la crème» war mit Kenny Clarke, Tadd Dameron, Miles Davis, Al Haig, James Moody, Charlie Parker und Max Roach, im traditionelleren Segment mit Sidney Bechet, Pete Johnson und Hot Lips Page präsent. Frankreich rückte mit seiner ersten jazzmusikalischen Garde an, angeführt von Aimé Barelli, Jack Diéval und Hubert Rostaing. Aus Belgien kam Toots Thielemans mit Pianist Francis Coppieters sowie den Rhythmikern Warland und Ward. Aus der Schweiz gesellte sich Hazy Osterwald mit seinem Quintett zum Gipfeltreffen der Jazzavantgardisten, Mainstreamer und Traditionalisten. Die Pariser Jazzwoche erlebte John Ward als «grossartiges» Ereignis. «Ein Highlight waren die Jamsessions, wo mir Max Roach eröffnete: ‚You gonna play with Bird‘. Ich, damals ganze 21 Jahre jung und voller Respekt für Charlie Parker, reagierte verdattert, aber Roach meinte nur: ‚Come on, kid!‘ Und ich tat es.» Im gleichen Stil ging es weiter: Durch Vermittlung von Kenny Clarke wirkte John drei Tage lang «mit Vergnügen» an der Seite von Miles Davis.

Ein Vierteljahrhundert mit Hazy Osterwald

Zu jenem Zeitpunkt war eine andere Kooperation bereits eingefädelt. Osterwald trat in Paris zwar mit Gil Cuppini auf, hatte aber zuvor schon in Belgien einen Nachfolger für den norditalienischen Schagzeuger gesucht und war auf John Ward gestossen. John erinnert sich: «Hazy sagte mir, wir sehen uns in Paris, überlege dir, wie es aussieht, in meiner Band zu spielen. Ich sagte zu und klinkte mich in Milano in das Osterwald-Orchester ein. Wir vereinbarten eine dreimonatige Probezeit, daraus wurden volle 25 Jahre!»

Die kommerzielle und musikalische Geschichte der Osterwald-Kleinformationen ist hinlänglich bekannt. Das «klassische» Sextett agierte in der Frontline mit Hazy (Trompete, Vibrafon), Ernst Höllerhagen respektive Werner Dies (Klarinette) und dem Briten Dennis Armitage (Tenorsax, Piano), im Rückwärtigen sorgten Curt Prina (Piano, Posaune), Sunny Lang (alias Günther Langenbacher, Bass) und John Ward für den soliden Boden. Diese Truppe feierte in den fünfziger bis siebziger Jahren stupende Erfolge, wo immer sie hinkam. Umfangreiche Tourneen führten nach Afrika und Israel, nach Südamerika und in die Sowjetunion, in die USA und die DDR, nach Spanien und Skandinavien.
Rückenwind verliehen unvergessliche Fernsehproduktionen, die der geniale Regisseur Michael Pfleghar nach US-Rezepten gestaltete und dabei den etwas steifen Berner Osterwald und seine Mannen nicht nur als hinreissende Musiker, sondern als veritable Entertainer und Ulknudeln zu inszenieren verstand. Für John Ward war Pfleghars Wirken «einmalig, er agierte nicht streng, lieferte aber hochpräzise Arbeit ab. Viele Szenen wurden nochmals, nochmals und nochmals gedreht. Es war Knochenarbeit, aber man tat es gerne.» In diesen Performances lief vor allem John Ward zur Hochform auf. Ein Showtalent war entdeckt! «Dabei hatte ich nie eine Show gemacht, bevor ich zu Hazy kam», kommentiert John heute, «ich war zunächst ziemlich erstaunt, als man im Sextett zu Showblocks mit Hüten und Schnäuzen ansetzte.»

Und der Jazz? – Dem huldigten die Osterwald-Musiker, samt und sonders exzellente Improvisatoren, jenseits der kommerziellen Verpflichtungen wann immer es ging, vor allem in den ersten Jahren. «Am Anfang konnten wir mit Hazy viel swingenden Jazz realisieren, damals mit Ernstli Höllerhagen an der Klarinette. That was real music», schwärmt John. «Aber dann kam das Fernsehen und verlangte nach neuen Tönen. In jener Phase mahnte Hazy zurückhaltend: Play the way you feel, aber nicht zu viel Jazz.» John Ward kompensierte auf seine Weise, indem er Session-Gelegenheiten wahrnahm. So kam es über die Jahre zu Begegnungen mit Lee Konitz, Zoot Sims und Conte Candoli (Frankfurt), mit Dexter Gordon, Kenny Drew und Benny Goodman (Kopenhagen), mit James Moody und Sam Jones (New York), Oscar Peterson (San Francisco), Tete Montoliu und Pony Poindexter (Berlin), mit Dizzy Gillespie, Stan Getz, Russ Freeman, Ray Brown und Ella Fitzgerald (München). Andern gab John Ward eigenes Wissen mit auf den Karriereweg – so den inzwischen längst arrivierten Schweizer Drummern Charly Antolini, Daniel Humair und Pierre Favre.

Lache Bajazzo…

Das Ende der «musikalischen Ehe» Osterwald-Ward war unschön. Als Hazy 1974 – nach einem vollen Vierteljahrhundert – mit seinem Drummer brach, rückte er Alkoholprobleme und musikalischen Stilwandel in den Vordergrund. Nun war John gewiss nie ein Kostverächter, im Rückblick auf jene dunkle Stunde aber bringt er ein anderes Argument ins Spiel: «Durch die Pfleghar-Serien wurde mein Sprachen-, Kommunikations- und Comedytalent plötzlich auch in Kreisen wahrgenommen, die mich ohne diese Auftritte nie sonderlich beachtet hätten. Damit stand ich dem etwas sperrigen Charme von Hazy vor der Sonne, was einen gewissen Neid erzeugte.»

Die musikalische Scheidung tat weh. John joviales und humorvolles Wesen kann darüber nicht hinwegtäuschen: Da steht jemand mit stupenden Fähigkeiten, aber auch mit einer verletzlichen, sensiblen Seele. Zwei Menschen haben in diese Seele geschaut und John Ward nach der «Stunde null» überlebenswichtige Brücken in die Zukunft gebaut. Der eine war Karl Suter, der unter anderem im Zürcher Schauspielhaus inszenierte und als Filmemacher die Hochs und Tiefs der Kinokunst durchlebte und durchlitt. Regisseur Suter, Produzent Edi Baur, Texter Hans Gmür und Komponist Hans Moeckel bildeten jenes Erfolgsteam, das in den sechziger und siebziger Jahren muntere CH-Musicals auf die Hechtplatz-Bühne brachte und dem Kabarett Leben einhauchte. Karl Suter verschaffte John Ward in diesem Umfeld eine neue Tätigkeit: Statt mit Sticks und Besen überzeugte John nun mit seiner komödiantischen Art in den Musicals «Holiday in Switzerland», «Zauber, Zirkus, Zuckerhut» und «Ciao Ticino». Die Schauspielerei blieb letztlich eine Episode im vielgestaltigen Leben von John Ward, aber noch heute bekennt der Fünfundachtzigjährige, wie sehr ihm die Bühnenarbeit Spass gemacht habe und wie sehr es ihn anderseits als Schlagzeuger gelüste, nach Jahrzehnten im «kammermusikalischen» Jazzklima noch einmal eine tolle Bigband vor sich herzutreiben.

Womit wir wieder bei der Musik wären. Es kam auch nach der Ära Osterwald zu Highlights – so als John Ward 1976 sechs Wochen lang mit dem Horst Jankowski Quartett durch Südafrika tourte. «Horst war ein irrsinniger Pianist, der sich im Metier voll verausgabte», erinnert sich John. Seither hat er nicht mehr über längere Phasen in festen Formationen gearbeitet. Eine Zeitlang funktionierte ein «sehr schönes Trio» mit Vali Mayer und Bela Balint. Heute spielt John in regelmässigen Abständen im Luzerner Hotel «Montana», gemeinsam mit Pianist Richard Decker und Bassist Jimmy Wettach.

Erika – die Frau «zur rechten Zeit»

Wenn John heute zu einem Gig aufbricht, so ist stets Fredi Bächler als Chauffeur, Packer, treuer Fan und «Bodyguard» zur Stelle. Lange war das die Charge von Johns zweiter Gattin Erika – jener starken Frau, welcher der Mann aus Belgien seit den siebziger Jahren nahezu alles zu verdanken hat. Die beiden lernten sich 1970 in der Zürcher Casa-Bar kennen, wo Erika damals arbeitete. «John war regelrecht whiskydick», erinnert sie sich. «Über der Bar hing ein kleiner Spiegel, dorthin zerrte ich John und sagte: ‚Schämst du dich eigentlich nicht, so herumzulaufen!' Er war nicht eben einsichtig und schimpfte, während ich über seine unanständigen Musikerwitze nicht lachen mochte.»
Zwei Jahre lang verloren sich John und Erika aus den Augen. Dann traf man sich zufälligerweise im Luzerner «Schweizerhof», wo John spielte und Erika mit einer Freundin aufkreuzte. Der harsche Dialog von Zürich war verraucht – Freundschaft machte sich bemerkbar, Zuneigung gar. Dann kam 1974 die geräuschvolle Trennung zwischen Hazy Osterwald und John Ward. John verdrückte sich nach Basel, wo Erika interimsweise im «Atlantis» aushalf und wahrnahm, wie sehr der geschasste Drummer unter der Kaltstellung litt. Weil John den belgischen Pass besass, drohte seine helvetische Aufenthaltsbewilligung zu verfallen. In seine Heimat aber zog es ihn nicht, vielmehr strebte er die unbürokratische Scheidung von seiner ersten Frau an – als Voraussetzung für einen neuen Ehebund mit Erika und sein Verbleiben in der Schweiz. «Ich kam für John zur rechten Zeit», merkt Erika nach 38 Ehejahren an. Bald nach jener standesamtlichen Regelung gelang auch eine Versöhnung unter Musikern: Gut zwei Jahre nach ihrem Bruch reichten sich John Ward und Hazy Osterwald vor dem Zürcher Bernhard-Theater wieder die Hand.

(René Bondt, Jazzletter Nr. 27, März 2013)

Reine Jazzmusiker haben es bei uns, d. h. in Europa, nicht leicht. Man nimmt sie bei allen Qualitäten nicht ernst und sie werden - wenn überhaupt nur über den Umweg über Amerika auch in Europa berühmt, wie das mit dem Belgier Bobby Jaspar geschah. Zum Glück gibt es jedoch Ausnahmen, Propheten, die auch im eigenen Land gehört werden. Zu ihnen gehört der Engländer Dennis Armitage, als Tenorsaxophonist mit dem Orchester von Hazy Osterwald in jedem europäischen Land berühmt und auch in Amerika durch seine Platten mit Osterwald anerkannt. Armitage ist ein Tenorsaxophonist mit durchaus eigenem Stil, der es hasst, seine Spielart etikettiert zu sehen und dazu meint: «Ich spiele wie Dennis Armitage und - ich hoffe - gut!» Das darf man ihm auch gerne bestätigen.
Auf den ersten Platten, die Dennis Armitage unter seinem eigenen Namen aufgenommen hat und die ihn zum Teil auch als Komponisten vorstellen, ist er von der üblichen Rhythm Section des Hazy Osterwald Sextett begleitet, und das ist gut so, denn Curt Prina, Sunny Lang und John Ward bilden wahrscheinlich die beste Rhythmusgruppe in Europa.
Dennis Armitage beweist hier, dass man ihn sehr wohl im gleichen Atemzug mit Stars des Tenorsaxophons wie Zoot Sims und AI Cohn nennen darf.

(Arthur Goepfert, Klappentext Armitage Quartet EP)

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Zusammengestellt von Thomas Schärer