Roy Haynes
US-amerikanischer Schlagzeuger des zeitgenössischen Jazz
13.3.1925-12.11.2024
Mit Roy Haynes verlässt eine weitere legendäre Figur des Jazz diesen Planeten. Er hat praktisch die ganze Strecke des Jazz ab 1945 als gefragter Drummer abgeschritten und war noch bis ins hohe Alter aktiv. Hier eine Liste seiner Beteiligungen aufzuführen, würde den vorliegenden Rahmen bei weitem sprengen. Um einen Eindruck zu gewinnen, konsultiere man die Liste der Tonträger im Archiv des SJO.
Schon in der Frühzeit des Bebop hatte er mit den damaligen Grössen kooperiert. Bemerkenswert ist seine Mitwirlung auf dem bekannten Oliver Nelson-Album "The Blues And The Abstract Truth" mit u.a. Eric Dolphy as, fl und Bill Evans p (Impulse, 1961). Später ist er auch bei John Coltrane in dessen "klassischem" Quartett (z.B. "Selflessness Featuring My Favorite Things", Impulse 1963) eingesprungen, wenn Elvin Jones wieder einmal behördlich wegen Drogenbesitzes unabkömmlich war. Roy Haynes leitete selbst viele Gruppen, die jeweils jüngeren Kollegen wiederum als Karrierestartrampe dienten. Aus der Haynes Familie gingen auch der Sohn, Trompeter, Kornettist und Komponist Graham Haynes und der Enkel Marcus Gilmore, der ebenfalls Drummer ist, hervor.
Roy Haynes ist in kürzester Zeit am eigenartig hüpfenden Snaredrumming zu erkennen. Von seinem Spiel ging ebenso viel Energie wie Einfallsreichtum aus (ha).
Lou Donaldson
US-amerikanischer Altsaxofonist des Soul Jazz
1.11.1926-9.11.2024
Als Charlie "Bird" Parker 1955 starb, tauchte der Name Lou Donaldson des öfteren auf, wenn es um die Nachfolge des grossen Bird ging. Bald bot ihm Alfred Lion einen Plattenvertrag bei "Blue Note" an, unter dem er einen grossen Teil seiner Studioalben einspielte. Er war 1954 Mitglied des "Art Blakey Quintets", dem auch Clifford Brown tp und Horace Silver p angehörten. Diese Gruppe war sozusagen der Prototyp der späteren "Jazz Messengers" und machte die legendäre "Live" Aufnahme für Blue Note: "A Night at Birdland", einer Platte, die den Hardbop popularisierte. Später bog Donadson in Richtung Soul Jazz ab, wo er wiederum für "Blue Note" unter anderem mit den Hammond-Organisten Jimmy Smith und Dr. Lonnie Smith arbeitete. Bekannt wurde das Album "Alligator Bogaloo" von 1967, auf dem neben Dr. Lonnie Smith auch ein junger Gitarrist erschien, der später unter den Fittichen von Quincy Jones eine grosse Karriere machen sollte: George Benson.
Lou Donaldson arbeitete bis ins hohe Alter "live" und war der älteste noch lebende Vertreter aus der "klassischen" Blue-Note Zeit. (ha)
Quincy Jones
US-amerikanischer Trompeter, Bandleader, Arrangeur, Komponist und Musikproduzent
14.3.1933-3.11.2024
Quincy Jones ist wahrscheinlich den meisten Musikkonsumierenden als Produzent bekannt. Er ging schon als knapp 20-jähriger Trompeter mit der Lionel Hampton Big Band auf Europa-Tournee, in deren Rahmen sie 1953 auch in Basel auftrat (Swiss Radio Days, Vol. 17&18, TCB 2172 / 2182, The Montreux Label).
Seine unzähligen Erfolge, die er als Komponist von Filmmusik, sowie als Produzent in Gestalt von Grammys und Emmys eingesammelt hat, bedürfen hier nicht näherer Ausführung. Zu einem Oscar hat es zwar nicht gereicht, wohl aber 2024 noch zu einem Ehrenoscar für sein Lebenswerk.
Mit der Schweiz war er insbesondere durch seine Freundschaft mit Claude Nobs und der künstlerischen Leitung des "Montreux Jazz Festivals" in den 90er Jahren verbunden.
Zu Beginn der 60er Jahre leitete er eine namhafte Big Band, die auch in der Schweiz gastierte (Swiss Radio Days Vol.1, TCB 2012 The Montreux Label) und aus der später viele Grössen hervorgingen. (ha)
Benny Golson
US-amerikanischer Tenorsaxophonist/Komponist des Hardbop
29.1.1929-21.9.2024
Zwei Wegmarken in Benny Golsons Jazzleben bleiben in Erinnerung: Zum einen bildete er als Tenorist mit dem Trompeter Lee Morgan die Frontline bei "Art Blakey's Jazz Messengers", deren musikalischer Direktor er zugleich war. Zum anderen war er zusammen mit seinem Longtime-Buddy, dem Trompeter/Flügelhornisten Art Farmer, Co-Leiter des nach ihnen benannten "Art Farmer-Benny Golson Jazztets".
Gewiss eignet sich das von ihm geprägte Messenger Album "Moanin' " (Blue Note, 1958) als exzellente Hardbop Referenz, bei dem von den sechs Titeln nicht weniger als vier von Golson stammen: "Are You Real?", "Along Came Betty", "The Drum Thunder Miniature Suite" sowie "Blues March". Dazu das Titelstück "Moanin' " des souligen Pianisten Bobby Timmons und zur Abrundung ein Arlen-Mercer Song aus dem Great American Songbook: "Come Rain or Come Shine".
Darauf ging die Karriere in Richtung des obgenannten Jazztets, das an der Bläserfront mit der Posaunenstimme Curtis Fullers noch an Farbe gewann. Am Piano nahm ein junger Musiker Platz, der später im klassischen Quartett von Golsons Freund John Coltrane von sich reden machen würde: McCoy Tyner. Der etwas unfreundliche Titel einer weiteren Golson-Komposition mag für diese Gruppe stehen: "Killer Joe".
Nun stand ein Abstecher an die Westküste an, wo sich Hollywood befindet und reichlich Bedarf an Musik für Film und TV besteht. Für einen begabten Komponisten/Arrangeur wie Golson eine Verlockung. Dann ab 1970 rief ihn der Jazz wieder in die Szene zurück, wo er bis in die späten Jahre unzählige Sessions als Leader und Sideman absolvierte. Als Komponist und Arrangeur hatte er in seinem Lehrer Tadd Dameron ein gewichtiges Vorbild. Als Saxophonist waren es die Granden Ben Webster und Coleman Hawkins, die Golson in die Moderne leiteten, wo er mit warmem Ton und spielerischer Eleganz seine Phrasen durch die vielfach eigenen Stücke steuerte. Da konnte der Hardbop schon mal etwas von seiner Härte verlieren. Benny Golson verbrachte einige Jahre unbeachtet in Friedrichshafen am Bodensee, was zeigen mag, dass sich Jazzgrössen nicht unbedingt medialer Belagerung erwehren müssen (ha).
Caterina Valente
Italienische Sängerin, Entertainerin
14.1.1931-9.9.2024
Ja was war sie denn nun eigentlich? Eine Jazz- oder Schlagersängerin, die fröhliche Stimme des deutschen "Wirtschaftswunders", eine Tänzerin, eine Gitarristin, eine Schauspielerin, oder schlicht, eine Entertainerin? Aus einer Zirkusfamilie herkommend, müsste es eigentlich letzteres sein. Jedenfalls ist in diesem Umfeld eine Mehrfachbegabung von Vorteil. Die hatte "die Valente" in reichem Mass, auch was Sprachen anbelangte, denn sie sang in nicht weniger als neun Sprachen, von denen sie sechs sprach. Manchmal sind die Talente eben etwas ungerecht verteilt, so dass Caterina Valente aus dem ihr mitgegebenen Angebot nach Bedarf auswählen konnte. Darunter war eben auch der Jazz, wenngleich nur wenige, denen ihr Name ein Begriff ist, um diese Facette in Valentes Schaffen wissen. Besonders der Bossa Nova hatte es ihr angetan. Doch auch mit der übermächtigen Ella Fitzgerald durfte sie sich zum Duett treffen. Und wo Ella ist, kann Louis "Satchmo" Armstrong nicht weit sein. Und wenn schon einmal singende Trompeter mitmachen, warum dann nicht auch ein schönes Duett mit Chet Baker zum Besten geben. Wurde hinter ihr auf der Bühne gar das Count Basie Orchestra als Antriebsgenerator aufgefahren, liess sie es ganz schön swingen. Die Nische Jazz hat sie künstlerisch nur gelegentlich bewohnt, aber irgendwann liess sie es dann ohnehin gut sein und lebte schliesslich ein zurückgezogenes Leben im Tessin (ha).
Sérgio Mendes
Brasilianischer Pianist/Komponist des Brazil Jazz
11.2.1941-5.9.2024
Dass Musik auch ab und zu Fröhlichkeit verströmen kann, war bei Sérgio Mendes Programm, wenngleich sich die Sinne von Jazzpuristen bei dieser Namensnennung im Jazz-Kontext verdüstern könnten. Die Umstände seines Erfolges waren jedoch nicht zuletzt auf die Dunkelheit zurückzuführen, die ab 1964 mit der Militärdiktatur sein Heimatland überzog. Jedenfalls trieb sie den Musiker aus dem Land ins US-Exil, obwohl er in Brasilien mit João Gilberto und Antônio Carlos Jobim zu den Stars des eben entstandenen Bossa Nova gehörte. Einmal in den USA angekommen nahmen auch der Altsaxophonist Cannonball Adderley oder der Flötist Herbie Mann bei ihren Bossa-Ausflügen die pianistische Unterstützung Mendes' in Anspruch. Mit seiner Gruppe "Brasil '66" konnte er dann grosse, auch kommerziell lukrative Erfolge feiern, wobei insbesondere der Jorge Ben-Titel "Mas Que Nada" zu einem Ohrwurm geriet. Dieser schafft es bis heute regelmässig ins Radioprogramm von SRF1, ohne die sich dort versammelnde, schon etwas ältere Höhrerschaft allzu sehr zu vergraulen. Als Pianist erinnerte Sérgio Mendes bisweilen an Horace Silver, was ja insofern kein Zufall ist, als auch dieser mit seinen süffigen Kompositionen inklusive pianistisch perkussiver Grundierung ein breiteres Publikum erreichte (ha).
Makaya Ntshoko
Südafrikanischer Schlagzeuger des Modern Jazz
29.10.1939-27.8.2024
Makya Ntshoko konnte man zur Schweizer Jazzszene zählen, denn schon ab 1962 war er in der Schweiz, vornehmlich im legendären Zürcher Club "Africana", zu hören, wo er als Mitglied des Trios seines Landmannes Dollar Brand (p),dem späteren Abdullah Ibrahim, am Schlagzeug sass. Mit diesem war er schon 1958 in Kapstadt aufgetreten, bevor er bei den "Jazz Epistles" des Trompeters Hugh Masekela einstieg und die Schallplatte "Verse1", aufnahm. Dies war ein erstes und seltenes Dokument einer schwarzen Gruppe, die Modern Jazz im damaligen Apartheid-Staat spielte. Dieser Staat vertrieb bekanntlich viele Künstler ins Exil, die dann in Europa und den USA ihre Kunst vorführen konnten. Im Fall Makayas ist insbesondere der Auftritt beim 1. Jazzfestival Willisau vom 30. August 1975 in einem Quartett mit John Tchicai (as), Irène Schweizer (p) und Buschi Niebergall (b) zu einem historischen Ereignis geworden. Ausgehend von seinem späteren Lebensmittelpunkt in Basel leuchtete er mit seiner eigenen Gruppe "Makaya and the Tsotsis" (Heinz Sauer ts, Bob Degen p, Isla Eckinger b) und später dem Trio "Where's Afrca" mit Omri Ziegele (as) und Irène Schweizer (p) nachhaltig in die hiesige Szene hinein. (ha)
Russell Malone
US-amerikanischer Gitarrist des Modern Jazz
8.11.1963-23.8.2024
Weder war Russ Malone ein Kreischgitarrist aus der Rockgilde, noch ein Gitarrenakrobat der "Gitarrero"- Klasse. Er fand eher die leiseren Töne und stand weniger für flinkfingrige Saitenakrobatik. Dafür war er als einfühlsamer Begleiter von grossen, aber im Ansatz doch sehr verschiedenen Sängerinnen wie Diana Krall oder Dianne Reeves, beliebt. Er zeichnete sich als Solist durch den Swing aus, den andere ab und zu einer überzogenen Virtuosität opfern. Den Swing schöpfte er tief aus aus der Tradition, die seine Vorgängerkollegen, wie etwa Kenny Burrell oder Grant Green begründet hatten. Er spielte gern in Trios, die noch im früher häufigen Format mit Bass und Piano auftraten. Zur Erinnerung höre man in die grossartigen Aufnahmen im Trio des Meisterbassisten Ron Carter in Zusammenarbeit mit den Pianisten Mulgrew Miller oder später Donald Vega hinein (ha).
John Mayall
Britischer Bluesmusiker 00
29.11.1933-22.7.2024
Viele Karrieren von berühmten Rock-Musikern begannen in den Bands von John Mayall, der indes selber kaum deren Populariät erreichte. Es mag daran liegen, dass er nie von seiner geraden Linie abwich und wenig Konzessionen in Richtung Kommerz machte. Dennoch reizte er das Blues-Genre bis an die Grenzen aus; jedoch eher als Forscher. Er selber war eine Entdeckung einer weiteren britischen Blues-Legende: Alexis Korner. Mayalls Band "The Bluesbreakers" spielte oft im Londer Club "The Marquee" in wechselnder Besetzung, wo eben diese Berühmtheiten zeitweilig ihren Platz hatten. So etwa Eric Clapton (Cream), Peter Green, John McVie (Fleetwood Mac) oder Mick Taylor (Rolling Stones). Mayall pflegte bis fast am Schluss seines Lebens eine kaum erlahmende Bühnenpräsenz, die sich zuletzt auf den Raum Los Angeles beschränkte, wo er seit 1969 lebte. (ha)
Irène Schweizer
Schweizer Pianistin des Avantgarde Jazz
2.06.1941-16.07.2024
Sie war eine Schweizer Pianistin und Schlagzeugerin, die zu den Begründern des europäischen Free Jazz zählt.
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Alex Riel
Dänischer Schlagzeuger des Modern Jazz
13.9.1940-9.06.2024
Ist von der dänischen Jazzszene die Rede, fällt bald der Name des berühmten Kopenhagener Jazzclubs "Jazzhus Montmartre". Wer immer auf der Durchreise war, und es waren unzählige Stars, packte sein Instument aus, betrat die Bühne und jammte. Im Rücken sass ab Mitte der 60er Jahre meist der Drummer Alex Riel als Mitglied des Haustrios, zusammen mit dem Bassisten Niels-Henning Ørsted Pedersen und den Pianisten Tete Montoliu oder Kenny Drew. Ein Ritterschlag war gewiss die Mitwirkung im Bill Evans Trio zusammen mit dem Bassisten Eddie Gomez bei der Europatournee 1966/67.
Alex Riel war bis in die späten Jahre in sehr vielen Besetzungen und Trios unter seinem Lead zu hören, wobei er in den 70er und 80er Jahren auch Ausflüge in die Rock - und Fusionszene machte (ha).
Palle Danielsson
Schwedischer Bassist des zeitgenössischen Jazz
15.10.1946-18.05.2024
Man kann sich den zeitgenössischen nordischen Jazz ohne Palle Danielsson kaum vorstellen. In bester Erinnerung bleiben seine Mitwirkung während der 1970er Jahre in Keith Jarretts "europäischen" Quartett, wo er mit dem US-Starpianisten, dem norwegischen Saxophonisten Jan Garbarek und dessen Landsmann Jon Christensen am Schlagzeug diverse ECM-Alben "Live" und im Studio einspielte. Sass nicht Keith Jarrett am Piano, dann war es sein schwedischer Kollege Bobo Stenson, mit welchem er in den 80er und 90er Jahren zusammen mit dem US-Saxophonisten Charles Lloyd ebenfalls für ECM aufnahm.
Das Trio mit dem britischen Pianisten John Taylor und dem US-Drummer Peter Erskine war eine weitere Station auf der Reise durch den ECM-Kosmos, in dem sich Danielsson wohlfühlte. Er lieh seine Mitarbeit auch während längere Zeit dem legendären französischen Pianisten Michel Petrucciani. All diese Namen verweisen auf die Beliebtheit des Bassisten bei den beteiligten Musikern. Es kann auch am Instrument liegen, dass die Kompetenz der dieses bedienenden Musiker vom hörenden Publikum nicht immer angemessen gewürdigt wird (ha).
David Sanborn
US-amerikanischer Altsaxophonist des Fusion- und Smooth-Jazz
30.07.1945-12.05.2024
Man benötigt nur wenige Takte, um anlässlich eines "Blindfold Tests" beim Anhören eines Songs mit David Sanborn den unverkennbaren Sanborn-Sound auszumachen. Dessen beseeltes Spiel kam ohne virtuose Instrumentenbehandlung aus. Jeder einzelne Ton war von Bedeutung und Wert. Somit konnten auch jene Puristen, die sich ansonsten angesichts des Etiketts Smooth-Jazz eher verkrampfen, wieder entspannen.
Dass Musik als Therapie erfolgreich wirken kann, zeigte sich bei Sanborn schon früh, indem er eine Kinderlähmung mit Hilfe des Altsaxophons überwinden konnte. Nach Studien beim Saxophonisten J.R. Monterose an der University of Iowa war er zunächst im Bereich des Blues zu hören. Später kamen unzählige Mitwirkungen bei Projekten unterschiedlicher Färbung hinzu, sei es als Leader oder Sideman. Er trat auch als Gastgeber einschlägiger Sendeformate in Radio und TV in den USA auf und bot auf diese Weise vielen anderen Kolleginnen und Kollegen eine Plattform.
Besonders in Zusammenarbeit mit Kollegen wie etwa dem Grandmaster of Smooth-Jazz, dem Keyboarder Bob James, dem E-Bassisten Marcus Miller und dem Schlagzeuger Steve Gadd konnte er seine Talente voll zur Geltung bringen (ha).
Albert "Tootie" Heath
US-amerikanischer Schlagzeuger der Modern Jazz
31.05.1935-03.04.2024
Er war vielleicht der am wenigsten Bekannte der Heath-Brüder. Der Tenorsaxophonist Jimmy Heath spielte bei Miles Davis und auch sonst in unzähligen Gruppen des modernen Jazz. Percy Heath war u.a. die Bass-Stütze des Modern Jazz Quartet. Man wird allerdings Tooties Bedeutung nicht gerecht, wenn zuerst auf die berühmteren Familienmitglieder verwiesen wird. Der kanadische Jazz-Diskograph Tom Lord verzeichnet 276 Session bei denen Tootie mitwirkte. Dies zeigt einmal mehr, dass "Musicians Musicians" nicht unbedingt von lichtstarken Schweinwerfern angestrahlt werden. Bemerkenswert ist z.B. sein Beitrag bei der Einspielung der ersten LP der Keyboard-Grösse Herbie Hancock in der Nach-Blue Note und Miles Davis-Phase. Die rockig-flockige Angelegenheit unter dem WarnerBros-Label lief unter dem Titel "Fat Albert Rotunda". Tootie war viel in Europa und somit auch hierzulande unterwegs. Ab und zu fanden sich die Brüder unter dem naheliegenden Namen "The Heath Brothers" zum musikalischen Familienbetrieb zusammen, bei dem sich auch namhafte Gäste wie der Trompeter Jon Faddis, der Posaunist Slide Hampton, der Tubist Bob Stewart und die Pianisten Stanley Cowell und Roland Hanna einstellten (ha).
Jim Beard
US-amerikanischer Keyboarder, Komponist, Arrangeur und Produzent der Fusion Music
26.08.1960-04.03.2024
Beard war zwar ein unauffälliger Musiker, aber bei genauerem Blick auf den "Beipackzettel" von Tonträgern taucht sein Name immer wieder auf. Dies jeweils in einer seiner verschiedenen Funktionen.
Ab 1985, mit dem Umzug des Musikers aus Philadelphia nach New York und seinem Einsitz in John McLaughlins Mahavishnu Orchestra, nahm die Karriere Fahrt auf. Er wurde nun ein sehr geachtetes Mitglied in der Fusion Szene, was sich auch in der Mitwirkung bei Projekten von Kollegen wie den Saxophon-Giganten Wayne Shorter, Bob Berg, Bill Evans, Dave Liebman oder Mike Brecker, den Gitarren-Grössen John Scofield, Mike Stern oder Pat Metheny, alles bestens klingende Namen, ausdrückte (ha).
Bruno Amstad
Schweizer Sänger des Avantgarde Jazz und der Improvisierten Musik
1964-25.01.2024
Amstad startete als Folk-/Rocksänger um im weiteren Verlauf seiner Karriere das Terrain zu wechseln. Zunächst waren es Jazz und Weltmusik, dann aber trieb er seine stimmliche Entwicklung immer weiter in die Randzonen der Genres, um dann schliesslich auch in die Improvisierte Musik vorzustossen. Dies hiess den Bereich "klassischen" Gesangs zu verlassen, um der Stimme Ausdrucksmöglichkeiten zu verschaffen, die eher in Geräuschnähe lagen. Amstads vokales Spektrum ermöglichte ihm die Mitwirkung an vielen Projekten, so u.a. in der Gruppe "New Bag" des Gitarristen Christy Doran, der Gruppe "Baazar" der Harfenistin Asita Hamidi oder bei Neuinterpretationen von Volksmusik, etwa zusammen mit dem Multinstrumentalisten Albin Brun oder der Sängerin Corin Curschellas. Zuletzt wurde er auch als musikalischer Leiter für den 100. Geburtstag des "Grossen Welttheaters" in Einsiedeln engagiert (ha).