Audio

Swiss All Stars am Jazz Festival Zürich 1964, 14. Ausgabe
Franco Ambrosetti, Hans Kennel, Umberto Arlati (tp), Raymond Droz (tb), Flavio Ambrosetti, Heinz Bigler, Mario Schneeberger, Bruno Spoerri (s), Ueli Staub (vib), Pierre Cavalli (g), George Gruntz (p), Heinz Christen (b), Pierre Favre (d)

Don’t Look Back – The Jazz Art Sextet, 1992
Vince Benedetti (arr, tb), Umberto Arlati (flh, tp), Mathias Baumann (ts), Andreas Erchinger (p), Peter Frei (b), Matthias Kuert (d)

Video

This I Dig of You / Body and Soul

Arlati/Candiotto Quintet, Chorus Lausanne, 25.02.2005
Tutilo Odermatt (p), Laura Cesar (b), Matthias Kuert (dr)

Umberto Arlati, * Trimbach, 22.06.1931, † Olten, 04.05.2015 (Umberto „Umbi“ Arlati)

Archivdaten von Umberto Arlati >>>

Trumpet, Flugelhorn

„Jazz kann man nicht lernen. Entweder man hat’s oder man hat’s nicht.“ (Umberto Arlati)

„Besonders wichtig für mich war das Radio. Ich hörte alle möglichen Jazzsendungen. Während einer Sendung z. B. hörte ich Dizzy Gillespie, und die Tränen liefen mir nur so runter. Später kam Miles dazu, und es war um mich geschehen.“ (Umberto Arlati)

Vater Carlo Arlati leitete bereits ein bekanntes Tanz- und Unterhaltungsorchester in Olten. Darum verwundert es nicht, dass Umberto bereits 11-jährig Saxophonunterricht erhielt bei Prof. E. Lindner und schon ein Jahr später öffentlich auftreten konnte. Kurz darauf wechselte er zur Trompete und spielte im Orchester seines Vaters. Die Jazzer Gus Meyer und Paul Thommen führten den 14-Jährigen in den Jazz ein, und schon bald spielte er mit den besten Musikern der Region, u. a. mit den Rhythm Kings, mit George Gruntz und Bruno Spoerri (z. B. im legendären Francis Notz Octett von 1952). Am 1. Zürcher Jazzfestival 1951 und danach nochmals 1952 und 1954 gewann er den 1. Preis für Trompete, am Deutschen Jazzfestival Düsseldorf reüssierte er mit der Modern Jazz Group Freiburg sogar viermal. Viele Jahre spielte er mit Henz Bigler, Vince Benedetti und vielen anderen erstklassigen Musikern. 1967 wurde er Lehrer an der Swiss Jazz School in Bern, später an der Musikschule Olten. 1985 gründete er in Olten eine eigene Big Band, 1997 die Rehearsal Big Band Olten. 2010 erhielt Umberto den Solothurner Kunstpreis.

(Bruno Spoerri, Jazzbiografien Fonoteca)

Umberto Arlati war der Miles Davis von Olten

Der Oltner Trompeter Umberto Arlati war eine ganz wichtige Figur der ersten Generation Jazzer nach dem Krieg. Mit Musikern wie George Gruntz, Bruno Spoerri und Daniel Humair setzte er in den 1950er-Jahren den Standard, nach dem sich kommende Musiker richteten.

Es gibt da diesen oft zitierten Satz in Joachim Ernst Berendts «Jazzbuch»: vom «aus der Schweiz stammenden Fliesenleger» Umberto Arlati, der in der Modern Jazz Group Freiburg mitspielt. Etwa 1956 war das, und der nachmalige Jazzpapst Berendt attestierte Arlati immerhin professionelles Format. Zu diesem Zeitpunkt war Arlati in der Schweizer Szene schon ein alter Hase.

«Dös gibt's ja net!»

«Umbi», wie ihn alle Welt nannte, stammte aus musikalischem Haus. Sein Vater kontrollierte den Jungen beim Üben. Umbi machte zwar tatsächlich eine Lehre als Maurer/Plättlileger. Aber am Abend, nach der Arbeit, fuhr er nach Zürich oder Basel, um Stunden zu nehmen oder zu jammen.

Einmal, da war Umbi schon etwas älter, aber immer noch ein Jungspund, war er an einer Jamsession irgendwo am Zürichsee im Haus des Schlagzeugers Rico Flad. Ein etwa gleichaltriger österreichischer Pianist spielte mit und stellte erstaunt fest: «Dös gibt’s ja net, der spült ja wie der Miles!». Er musste es wissen: Wenig später spielte er, der grosse Joe Zawinul aus Wien, tatsächlich mit Miles Davis.

In der Tat gehörte Umberto Arlati zur Generation, die nicht mehr wie Hazy Osterwald die Swingtrompeter als Vorbild hatte. Seine Heroen waren die Bebopper Miles Davis und Clifford Brown.

Kein Instrument für alte Männer

Ich lernte Umbi Arlati an der Jazzschule in Bern kennen, lernte bei ihm das «Phrasing»: richtig jazzig zu phrasieren. Dass er ein guter Pädagoge gewesen ist, kann man nicht behaupten. Umbi war ein Naturtalent, der mit Zuhören und Nachspielen Jazz gelernt hatte. Sein theoretisches Wissen war beschränkt, aber er war ein überaus liebenswerter Mensch. Am meisten lernte man bei ihm, wenn man mit ihm ein Bier trinken ging. Dann erzählte er von seiner Liebe zur Musik, davon, was er dabei fürs Leben gelernt hatte. Und man spürte: Da ist einer ganz bei sich.

Es ist schon einige Zeit her, dass man Umberto Arlati zum letzten Mal auf der Bühne erlebte. Bis ins hohe Alter hat er zwar geübt, aber die Trompete ist kein Instrument für alte Männer. Und Umbi hatte hohe musikalische Ansprüche an sich selbst. Als er denen nicht mehr genügte, wurde Musik für ihn zum Privatvergnügen.

Am 4. Mai ist Umberto Arlati 83-jährig in seinem Heim in Olten verstorben.

(Beat Blaser, Nachruf von SRF, 12.05.2015)

Oltner Jazztrompeter Umberto Arlati verstorben

Mehrmals wurde Arlati beim Zürcher Jazzfestival als bester Trompeter ausgezeichnet und erhielt vor fünf Jahren den Solothurner Kunstpreis.

Der Oltner Jazztrompeter Umberto Arlati ist fast 84-jährig verstorben. Er gehörte während Jahrzehnten als Sideman oder als Bandleader zur Schweizer Modern-Jazz-Szene. Umberto Arlati spielte zuerst Saxofon und wechselte dann zur Trompete. Mit 14 Jahren wurde er Mitglied im Orchester seines Vaters.

In den 1950er-Jahren war er Mitglied in mehreren Bands, unter anderem auch in jener von George Gruntz. 1951, 1952 und 1954 wurde Arlati beim Zürcher Jazzfestival als bester Trompeter ausgezeichnet. In der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre hatte er auch Engagements in Deutschland, wo er mit Waldi Heidepriem, Klaus Doldinger und Peter Baumeister spielte.

Eigene Big Band gegründet

In den 1960er-Jahren spielte Arlati mit Heinz Bigler und Vince Benedetti. 1967 wurde er Lehrer an der Berner Swiss Jazz School. Später unterrichtete er an der Musikschule Olten. 1985 gründete er in Olten eine eigene Big Band. Daneben leitet er eine eigene Combo oder spielte im Quartett von Bruno Spoerri.

Im September 2009 erhielt der gebürtige Italiener den Solothurner Kunstpreis 2010. Er sei einer der «Wegbereiter des Modern Jazz in der Schweiz», wurde die Ehrung damals begründet..

(SDA/thu, Tagesanzeiger, 09.05.2015)

Umberto Arlati verstorben: Sein Sound klingt fort

Umberto Arlati, einer der grossen Musikersöhne der Stadt, ist vergangenen Montag im Alter von fast 84 Jahren verstorben.

Als er 2010 endlich den Kunstpreis des Kantons Solothurn verliehen bekam, den er eigentlich nach Ansicht von Insidern schon viel früher verdient gehabt hätte, sagte Umberto Arlati über den Jazz-Nachwuchs, dieser hätte heute zwar einen Hochschulabschluss und sei technisch sehr versiert. Aber trotzdem fehle es vielen an Seele und Persönlichkeit; elementare Bestandteile einer Musikerpersönlichkeit, die eben weder gelehrt noch gelernt werden könnten an einer Hochschule.

Unlehr- und unlernbar

Seele und Persönlichkeit: Ingredienzen, die Umberto Arlati nie abgesprochen werden konnten; Ingredienzen, die den Selfmademan jenes Genres definieren, für welches Arlati stand: «Ich mache halt mein Ding», pflegte er zu sagen. Das erklären zwar viele, aber nur wenige tuns; das ist im Leben nun mal so. Arlati eben gehörte zu jenen, die taten, was sie sagten. Und sagten, was sie taten: spielen wollen und spielen nämlich. So war Umberto Arlati in mehrfacher Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung, ein Mann, der in musikalischer Umgebung gross wurde und der sich als Selfmademan aus einfachen Verhältnissen durchsetzen konnte.

Nur wenige Jahre später spielte der Bub im Orchester des Vaters mit, kam zu Trompete und Jazz und mit Beginn der 1950er-Jahre gehörte er zu den Grossen in einem Musikgenre, dessen Anhängerschaft zwar anfänglich klein, aber nicht minder begeistert war von «Umbi», wie er unter Insidern genannt wurde.

Seine musikalischen Wurzeln waren tief im Bebop verankert; jenem Jazzstil, der den etwas ausgelatschten Swing in den späten 1940er-Jahren abzulösen begann. Gerne hätte er, wie er rund um die Preisverleihung 2010 bekannte, am Konservatorium studiert, aber wie es damals eben war: Die Eltern fanden, es müsse ein richtiger Beruf her, und so lernte der Jüngling Umberto Maurer und Plattenleger. Warum? Weil er gerne draussen gewesen sei und die Lehre bloss drei Jahre gedauert habe.

Jazz als Passion

Dann gings schnell, aber das ist natürlich schnell gesagt. Der Mann arbeitet im bürgerlichen Brotberuf, hatte eine vielköpfige Familie und fuhr schier jeden Abend nach Zürich, um in irgendwelchen Kellerlokalen als Jazzmusiker der A-Klasse aufzutreten. Erst bliebs bei Auftritten in der Schweiz, später folgte das europäische Ausland. In den frühen 50er-Jahren gabs reihenweise Auszeichnungen als bester Trompeter am Zürcher Jazzfestival. «Ich glaube, er war vom Jazzvirus befallen, Jazz war seine Passion», erinnert sich Michael Neuenschwander, einst Schüler Arlatis und ein guter Freund. Arlati, Vertreter einer andern Generation als diejenige Neuenschwanders, habe ihn beeindruckt durch seine Glaubwürdigkeit, musikalischen Authentizität. Und: «Er war ein Autodidakt; mit Haut und Haaren dem Jazz verfallen, wenn man so will.» Daneben schildert ihn Neuenschwander als liebenswerten Menschen, und eher ungeduldigen Lehrmeister. «Aber das war nicht so wichtig. Umbi hat alles mit einer guten Prise Humor gemacht und gesagt, auch wenn er mal ungeduldig wurde.»

Angenehme Erscheinung

Alle, deren Wege sich mit jenen Arlatis kreuzten, schildern den Mann unisono als humorvollen, liebenswürdigen, sympathischen Menschen.» So auch Peter Schärli aus Aarau, mit dem Arlati häufig auftrat. «Ein grosser Trompeter», sagt der Aargauer noch, «und daneben ein angenehmer lieber Mensch.» Ganz ähnlich der Originalton von Schlagzeuger Philipp Klay vom Verein Jazz in Olten. «Ich habe Umbi eigentlich erst spät kennen gelernt; aber die Zusammenarbeit mit ihm war äusserst angenehm; er war, wie man so schön sagt, ‹e liebe Cheib›.

Wie sich zeigte, sollte sich Arlati, der sich immer bewusst war, in einem wenig massentauglichen Genre tätig zu sein, erst nach und nach hauptberuflich der Musik zuwenden können. Ab Mitte/Ende der Sechzigerjahre unterrichtete er an der neu gegründeten Swiss Jazz School in Bern, später folgten Engagements an der städtischen Musikschule. Ungezählt die Formationen, in den er mitwirkte, unter anderem bei der 1985 gegründeten Big Band Olten, die er auch leitete. «Er war in früheren Jahren so etwas wie ein Vorbild für uns», weiss Band-Gründungsmitglied Heinz Witschi. «Umbi galt als Vorkämpfer eines Musikstils, der damals nicht so verbreitet und eher umstritten war.»

(Urs Huber, Solothurner Zeitung, 09.05.2015)

 

Auftritte in Olten

Mit der Rehearsal Big Band Olten, Erste Oltner Jazztage 1998

Mit Trumpets and Rhythm, Jazz In Olten 1999

Mit dem Michel Hausser Sextett, Jazz in Olten 2001, anlässlich dem 70. Geburtstag von Umberto Arlati

Mit dem Just Bop Quintett, Dritte Oltner Jazztage 2002

 

Weiterführende Texte

„Der Schweizer Bebop-Trompeter aus Olten: Umberto Arlati“ von Jimmy T. Schmid im Jazzletter Nr. 36, 2016 

-

Zusammengestellt von Thomas Schärer