Body And Soul,The Three (in Baden 1968 and Geneva 1957/58)
Alain du Bois, Bass
Romano Cavicchiolo, Schlagzeug
Henri Chaix, Piano
Struttin With Some Barbecue:
Isla Eckinger, Bass
Werner Keller, Clarinet
Düde Dürst, Design
Stuff Combe, Drums
Peter Schmidli, Guitar
Henri Chaix, Piano
Raymond Droz, Trombone
Oscar Klein, Trumpet
Kürzlich, das war für unser Dezember-Monatsportrait, würdigten wir einen Lausanner, den Trompeter Raymond Court, diesmal würdigen wir einen Genfer; den Pianisten, Komponisten und Musiklehrer Henri Chaix. Das waren zwei hervorragende Jazzmusiker aus der französischsprachigen Schweiz, der eine, Raymond Court, war ein fast kompromissloser Beboper, der andere, Henri Chaix, im traditionellen Jazz fest verwurzelt bis zum Ende seiner Laufbahn.
Henri Chaix war ein Sohn des bekannten Komponisten und Organisten Charles Chaix. Henri, «Riri», wie ihn seine Freunde nannten, erhielt seinen ersten Klavierunterricht bereits mit sechs Jahren. Richtung Bach, Mozart und Beethoven ging’s dann weiter bis zum Abschluss des Musikstudiums am Conservatoire de musique de Genève.
Mit 18, nach einer konsequenten Hinwendung zu Barock und Klassik, entdeckte Henri den Jazz. Favorisiert waren die raren Schellackplatten von Jazzpianisten, die damals erhältlich waren. 1943 kam es zum ersten Band-Engagement. Die Formation seiner Wahl spielte im alten Stil, sie nannte sich «Jam Band», was vermuten lässt, dass sie in lockerer Art weitgehend aus dem Stegreif musizierte. Dann wechselte er zu den «Dixie Dandies», die später der Sopransaxofonist Claude Aubert unter seinem Namen leitete. Seine wichtigsten Musiker waren der Tenorsaxofonist Michel Pilet und der Trompeter Jo Gagliardi. Nach dem Ausscheiden von Claude Aubert übernahm Henri Chaix die Band und nannte sie «Orchestre Henri Chaix». Er blieb ihr Chef bis in die Siebzigerjahre. Daneben musizierte er auch mit einem Klaviertrio mit Alain du Bois am Bass und Romano Cavicchiolo am Schlagzeug.
In den Vierzigerjahren spielten viele Bands mit zwei oder drei Saxofonen und einer Trompete Swingjazz als Tanzmusik. Es scheint, dass diese nach Noten gespielte Art Jazz für Henri wenig anziehend war. Er gab dem von viel Improvisation gekennzeichneten Dixielandstil den Vorzug.
Auch sein Klavierspiel war nicht von Pianisten des Swingstils wie Teddy Wilson inspiriert, sondern hauptsächlich von Fats Waller und James P. Johnson, deren sogenanntes Stride Piano er sich bis zur Perfektion aneignete.
Neben seinen Band-Engagements wirkte Henri Chaix als Professor am Genfer Konservatorium. Er unterrichtete auch junge Schweizer Pianisten. Der bekannteste unter ihnen war Buddha Scheidegger.
Henri Chaix gehörte zu einer Gruppe von Jazzmusikern, die aufgrund eines vollständigen Musikstudiums ihre beruflichen Aktivitäten in sehr vielfältiger Weise gestalten konnten.
Ein grosser Teil seiner Performance am Klavier wurde von der Zusammenarbeit mit dem Klarinettisten Werner «Wieni» Keller geprägt. Seine «Tremble Kids» waren eine Band nahe an Henris Idealvorstellung. Ein gutes Beispiel für diese Musik bietet die LP «The Tremble Kids play satchmo tunes». Die Kids waren damals,1976, ein Septett ohne eine Schwachstelle. Sieben Meister ihres Faches. Resultat: Superjazz, stilistisch zwischen Swing und Dixieland. Das Stück «Struttin’ with some Barbecue» von Lil Hardin Armstrong haben wir als erstes Beispiel hier eigespielt. Henri Chaix gibt gleich mit dem ersten Chorus ein glänzendes Muster seiner Art, ein längeres Solo zu gestalten. A propos «Tremble Kids»: Sie profitierten von Henris grossem Musikwissen. Er war für sie so etwas wie ein Spiritus rector.
Neben dem Zürcher Werner «Wieni» Keller waren es viele amerikanische Musiker (Ben Webster, Clark Terry, Albert Nicholas u.v.a.) die mit Henri Chaix auftraten oder Aufnahmen produzierten und auch die sensible Art seiner Begleitung sehr schätzten. Ein Paradebeispiel dafür ist «Body and Soul» von Johnny Green (aufgenommen bei einem Konzert in Baden 9.11.1968) auf der CD «The Three Cs».
Was Carter und Chaix aus dem berühmten Thema, mit dem einst Coleman Hawkins grossen Erfolg hatte, herausholen, ist lyrischer Jazz vom Feinsten. (Beachten sie unsere zweite Audio-Einspielung.)
Dieses Portrait basiert weitgehend auf einem Nachruf, verfasst von Arild Wideröe, und einem Artikel über Henri Chaix von Konrad Korsunsky. Koni wird es mir nicht übelnehmen, wenn ich den Schlussabschnitt seines Artikels ans Ende meines Portraits setze.
«Henris Witz und Charme, seine Ehrlichkeit und Integrität waren immer präsent, auf der Bühne, bei seinen Schülern und Freunden oder im Kreise seiner Familie. Der plötzliche Tod am 11. Juni 1999 war ein Schock für alle, die ihn gekannt und geliebt haben.»
Jimmy T. Schmid