Hugo Peritz, Violinist, Saxofonist
* 11. Januar 1912 in Bern, † 28. November 1999 in Zürich
Hugo Peritz ist am 12. März 1906, als 5 Jahre älterer Bruder des Schlagzeugers Bernhard „Berry“ Peritz, zur Welt gekommen. Schon im Alter von sechs Jahren lernte er, Geige zu spielen. 1919 zog er mit seinen Eltern nach Amerika, wo er für ein gründliches Studium des Geigenspiels Kurse an der Manhattan School of Music in New York besuchte. In der Carnegie Hall gab’s dann eine mit Auszeichnung bestandene Abschlussprüfung. Zurück in der Schweiz dachte er noch keineswegs daran, Berufsmusiker zu werden. Neben seinem Unterricht mit der Geige hatte er auch eine gründliche kaufmännische Ausbildung an einer amerikanischen Schule absolviert, die ihn befähigte, mit Erfolg mehrere Jahre in einer Zürcher Baumwollfirma zu arbeiten.
Nie ganz ohne Musik
Während seiner US-Zeit hörte Hugo Peritz live das Orchester Paul Whiteman, den Geiger Joe Venuti, den Klarinettisten Ted Lewis mit seiner Band und weitere Musiker, die ihm grossen Eindruck machten. (Das war noch vor den Dreissigerjahren, als Basie, Goodman und all die Swingkoryphäen mit ihren Orchestern grosse Erfolge hatten). Seine starke Affinität zum Jazz drängte in den Zwanzigerjahren den Büroangestellten Hugo dazu, als Sologeiger aufzutreten oder gelegentlich mit Amateurbands zu spielen.
Erstes Profiengagement mit Violine und Tenorsaxofon
Als Hugo Peritz mit seiner Geige Profi wurde, dauerte es nicht lange, bis ihm klar war, dass er sich nur allein mit diesem Instrument in einem Swingjazz spielenden Orchester nicht durchsetzen konnte. Er schaffte sich ein Tenorsaxofon an und lernte und lernte, bis er imstande war, in der Saxsection den Platz eines Tenorsaxofonisten einzunehmen. Mit der Mantovani-Band im Zürcher „Odeon“ fing er anfangs der Dreissigerjahre an. Das war die erste Formation, in der Hugo als Geiger und Saxofonist mitwirkte. Dort blieb er bis zur Auflösung der Band im Jahre 1934. Dann kam die Zeit mit Walter Baumgartner, dem bekannten Orchesterleiter, Pianisten und Komponisten. Er leitete das neugegründete Orchester „The Magnolians“, in dem auch für kurze Zeit Hugos jüngerer Bruder, der Drummer Berry Peritz, man nannte ihn „Schweizer Gene Krupa“, am Schlagzeug sass. Die Besetzung im Herbst 1937 umfasste drei Trompeter, einen Trombonisten, vier Saxofonisten, sowie eine Rhythmusgruppe mit dem Leader Walter Baumgartner am Piano. In der Saxsection sass auch der ausgezeichnete Tenorsaxofonist Eddie Brunner, der mit seinen Soli hin und wieder für besondere Jazzhöhepunkte sorgte.
Das Orchester „The Magnolians“ war als Tanzorchester gegründet worden, wurde aber mit der Zeit durch das Hinzufügen von Streichinstrumenten zu einem Varieteorchester erweitert. Das zu frühe Ende dieser grossen Formation kam zu Beginn des zweiten Weltkrieges, als das Corso-Palais kurzerhand geschlossen wurde. Doch für die Brüder Hugo und Berry Peritz war die „Bandzeit“ noch nicht zu Ende.
Etwas Eigenes
In Ermangelung eines Besseren spielte Hugo mit einem Trio in der Corso-Bar. Im November 1939 traf er einen Agenten, der ein kleines Orchester mit fünf Mann für das Dancing Esplanade in Zürich suchte. Die Brüder Peritz versprachen ihm sofort, eine passende Band zusammenzustellen. Es gelang ihnen, den Pianisten Willi Marti, den Bassisten Fred Jaquillard und den englischen Trompeter Len Baker zu überzeugen, dass das Esplanade-Engagement eine gute Sache war. Und tatsächlich. Der Erfolg der kleinen Band war nach der Premiere am 15. Dezember 1939 so gross, dass der Vertrag bis zum Herbst verlängert wurde. Das Quintett wuchs mit der Zeit unter dem Namen „The Berry‘s“ zu einer Bigband , die in den Vierzigerjahren in vielen Erstklass-Hotels und bekannten Dancings zum Tanz aufspielte (z.B. in den Palace-Hotels in Davos und Gstaad, im Odeon, Basel, und im Chicito, Bern). Auch der amerikanische Tenor-Saxofonist Coleman Hawkins war von den Jazzqualitäten der „Berry‘s“ beeindruckt und liess sich für kürzere Zeit während seines Europaaufenthaltes engagieren. Auch Platten wurden gemacht. (Beachten Sie bitte unsere Musik-Einspielungen).
Jazz als Tanzmusik
Über den Einstieg von Hugo Peritz bei den Teddies von Teddy Stauffer 1940 und seiner Zeit mit den „Lanigiros“ stehen uns leider keine Informationen zur Verfügung. Erwähnenswert ist die Tatsache, dass sowohl Hugo als auch Berry Peritz ihren Swingjazz als Tanzmusik spielten. Auf Plattenlabels stand „Foxtrott“, wenn es sich um langsam zu spielende Stücke handelte „Slowfox“.
1947 schied Hugo Peritz als Partner von Berry Peritz aus. Berry übernahm die Leitung der Band „The Berry’s, die meistens als Sextett auftrat.
Nachdem Hugo noch einige Jahre mit einem Pianisten zusammen spielte, lebte er seine letzten Lebensjahre zurückgezogen in seinem Appartement im Zürcher Seefeld, wo er im hohen Alter von 93 Jahren starb.
Jimmy T. Schmid