Ernst Gerber
Tenorsaxofon
11. Oktober 1941 in Zürich – 30. September 2010 in Oberrieden am Zürichsee.
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Ernst Gerber war einer der besten Tenorsaxofonisten, nicht nur der Schweizer Jazzszene, sondern im europaweiten Vergleich. Ueli Staub schrieb in einem Nachruf, sein unbändig swingender Ton sei unvergleichlich.
Gerber mal drei, und weitere Bands
Nicht dass die Gerberbuben gar kein Interesse am Sport gehabt hätten, doch ihre Affinität zum Jazz war bald so gross, dass sie, kaum dem Schulalter entwachsen, zusammen mit Heinz Bühler, dem Trompeter (in unserem letzten Monatsportrait vorgestellt), eine kleine Band gründeten.
Gegen diese frühen Jazzaktivitäten hatte die Mutter der drei Brüder, die in den 1940er und 50er Jahren Bandsängerin beim damals bekannten und beliebten Orchester Bob Huber war, überhaupt nichts einzuwenden. Und so musizierten
Ernst, vorerst mit einer Klarinette, dann mit dem quasi für ihn geschaffenen Tenorsaxofon, mit Hans Gerber am Bass und Ueli Gerber am Piano sowie Heinz Bühler mit der Trompete, wie wenn sie seit Urzeiten Swingjazz gespielt hätten. Das war die „Teachers Training College Band“, die1957 am Jazz Festival Zürich auftrat.
Swinghouse Septet/Octet
1960 spielte Ernst Gerber mit der Dixieland-Gruppe „Porridge Brass Band“.
Doch Ernst Gerber war kein „Dixieländer“. Er gab Swing-Kleinformationen den Vorzug, in denen er solistisch gut zur Geltung kam. Das war idealerweise etwa ein Jahrzehnt lang beim „Swinghouse Septet/Octet“ mit Willi Lang, dem Trompeter, und Röbi Häfliger, dem Posaunisten der Fall. Amerikanische Vorbilder waren „Bob Crosbys BobCats“ mit Eddie Miller am Tenorsaxofon und verschiedene Eddie Condon-Bands mit dem Tenorsaxofonisten Bud Freeman. Aus einer Band mit einer Klarinette, die für eine Dixieland-Besetzung typisch war, wurde durch das Tenorsax eine kleine Swingband. Beim „Swinghouse Sepet/Octet“ war Ernst Gerber dieser stilprägende Tenorsaxofonist.
Jahre des Erfolges
In den Jahren seiner Mitwirkung bei der Swinghouse-Formation gab es reihenweise besondere Erfolge. Auch 1969 am Warschauer Jazz-Jamboree, wo die Schweizerband mit Bill Coleman, Jo Jones und Slam Stewart auftrat. Damals freuten sich viele Meister ihres Faches an Ernst Gerbers inspiriertem swingenden Spiel, z.B. die Trompeter Charlie Shavers und Rex Stewart, die Saxofonisten Benny Carter, Peanuts Hucko und Guy Lafitte sowie der Bassist Jimmy Woode. Auch bei Charly Antolinis „Jazz Power“ und der Bigband von Mani Planzer war er bei einigen Auftritten dabei. Ferner spielte er mit den Zürich Tenors, mit der „Unit 4“ und mit dem Metronome Quintett von Ueli Staub und Martin Hugelshofer und seiner eigenen Gruppe, oft mit Tutilo Odermatt am Piano. (Bitte beachten Sie die von Thomas Reich ausgewählten Musikbeispiele).
Am Zürcher Amateur Jazz-Festival gewann Ernst Gerber mit dem Swinghouse Septet/Octet einige erste Preise als Solist, darunter 1971 das „Goldene Saxofon“, gestiftet vom berühmten Schweizer Tenorsaxofonisten Eddie Brunner.
Gelungener Spass im Film „Die Schweizermacher“
Am Schluss des Filmes „Die Schweizermacher“ von Rolf Lyssy mit Walo Lüönd
und Emil Steinberger spielt Bill Ramsey den Einbürgerungsbeamten eine Jazzversion unserer Nationalhymne, des „Schweizerpsalmes“ vor. Doch das war Bluff. Als Goast Player wurde Ernst Gerber engagiert. Er spielte die schmissige Jazzfassung unserer Nationalhymne.
Sein letzter Auftritt
Noch 2009 trat Ernst Gerber mit Freunden am Jazz Festival Willisau auf. 2010, mit 69 Jahren, erlag er einem heimtückischen Krebsleiden. Er war als Musiker immer Amateur, der es jedoch verstanden hat, sein geliebtes Hobby mit Hingabe zu betreiben und trotzdem mit der Familie und im Beruf als Parkettbodenbauer mit eigenem Geschäft erfolgreich zu sein.
T. Schmid
Ernst Gerber & Metronome Quintet 1983
Ernst Gerber ts, Ueli Staub vib, Martin Hugelshofer p,
Felix Rogner b, Rolf Bänninger d
Ernst Gerber & Swiss Dixie All Stars-2000
Karl Salzmann tp, Ernst Ott cl, Ernst Gerber ts, Göpf de Riedmatten ts, Cliff Roggwiller p, arr, Urs Rellstab g, Jacky
Weidmann b, Freddy Kappel d
The Swinshouse Septet 1974
Willy Lang tp, Ernst Gerber ts, Röbi Häfliger tb, Hans Krauer p,
Viktor Forster g, Rolf Winiger b, Carlo Capello d
Zürich Tenors – Foot Pattin' 1983
Fernando Fantini ts, Ernst Gerber ts, Richard Lipiec ts, Bruno Spoerri ts, bar, Umberto Foletti p, Rolf Cizmek b,
Hans Brunner d
Porridge Brass Band, Zürich 1983
Karl Salzmann tr, Ernst Ott cl, Ernst Gerber ts, Friedel de Riedmatten ts, Cliff Roggwiller p, arr, Urs Rellstab g, Jacky Weidmann b, Freddy Kappel d
Metronome Quintet – More Friends 1983
Ernst Gerber ts, Ueli Staub vib, Martin Hugelshofer p, Felix Rogner b, Rolf Bänninger d, perc
2009
Ernst Gerber ts, Hämi Hämmerli b, Bruno Spoerri ts
Jazz in Aarau 2006
Bruno Spoerri as, bar, lyr, ss, sss, synt, ts, Claudio Strüby d, Ernst Gerber ts, Mario Schneeberger as
Carlo Capello d, Willy Lang tp, Ernst Gerber ts, Hans Krauer p
JCT – All Stars, Swissjazzorama 2004
(Adrian Frey p) Hämi Hämmerli, Ernst Gerber, Lukas Heuss, Jürg Morgenthaler, Daniel Baschnagel, Lukas Heuss