
Pianist, Bandleader
5. Februar 1918 in Basel – 20. Dezember 1995 in Basel
Lothar Löffler, der Vielseitige, leitete eine Swingband, „the Ambassadors“, spielte sogenannten Klavierjazz im Radio und als Barpianist und führte mit seiner Frau Agnes ein gutgehendes Schallplattengeschäft, das von vielen Jazzfans sehr geschätzt wurde.
Früh übt sich, …
Schon mit Fünf erhielt der kleine Lothar Geigenunterricht, seine drei Jahre ältere Schwester übte schon fleissig an ihrem Klavier. Bald schon spielten die zwei als Duo und erfreuten ihre Eltern mit kleinen Konzerten. Als der kleine Lothi merkte, dass die Geige nicht ganz das Instrument seiner Wünsche war, wechselte er zum Piano, das seinem Leben einen Hauptinhalt geben sollte. Als Chorknabe im Theater und in der Kirche hatte er als Jüngling auch Gelegenheit, sich mit Barock -und Klassikkomponisten zu befassen.
Eine kaufmännische Lehre in einem Musikhaus
Seine ersten Batzen verdiente sich der Teenager Lothar mit Engagements als Pianist mit kleinen Amateurbands. Fasziniert lauschte er Platten des grossen Swingpianisten Teddy Wilson und versuchte den typischen Wilsonstil in seine Art des Spiels einfliessen zu lassen. Doch für seine Eltern kamen die Lotharschen Klavier-Ambitionen etwas verfrüht. Sie sorgten dafür, dass ihr Sohn in einem bekannten Schweizer Musikhaus eine kaufmännische Lehre absolvieren konnte. Das ergab bereits einen soliden beruflichen Background für die Führung eines Plattenladens, den er im September 1944 zusammen mit Agnes, seiner Frau, eröffnen konnte.
„Grammohaus Lothar Löffler“
1959 zog das „Grammohaus“ von Lothar Löffler in Basel um, von der Sattelgasse an die Schneidergasse, wo mehr Platz zur Verfügung stand. Lothar und Agnes liessen sechs Kabinen und eine Kopfhörerbar mit acht Abhörstellen einbauen. Auch eine Kinderbar mit drei Abhörplätzen wurde eingerichtet. Das war mehr als beträchtlich, was man nun grossen und kleinen Musikfreunden bieten konnte. Nach vielen Schellack- und LP-Jahren kam die CD (Compact Disc), an die anfänglich in der ganzen Branche niemand so recht glauben wollte. Doch besonders Jazzaufnahmen wurden in einer unüberbietbaren hohen Qualität produziert. Der CD wurde nun im Angebot Priorität eingeräumt.
Bandbusiness
Lothar Löffler war durch sein Plattengeschäft gezwungen, tagtäglich Musik in grossen Mengen zu hören. Dass dies seine eigenen Aktivitäten beeinflusste, war sicher kein Wunder.1937 erhielt er sein erstes Bandengagement als Pianist im Orchester von Jo Grandjean, dann spielte er mit den Gruppen von James Boucher und René Weiss. Im Frühjahr 1946 stellte er sein erstes eigenes Orchester zusammen. Zahlreiche Musiker ersten Ranges sassen hinter einer Noten-Etagere in einer Löffler-Band.
Um hier pars pro toto nur einen zu nennen: Der gefragte Bassist und Sänger Guido Cova. Er war ein guter Notenleser und Pizzicato-Spieler. Wenn er nicht mit Lothar Löffler oder Bruno Bandini der Lanigiros unterwegs war, spielte er im Orchesterverein Oerlikon Cello, einem kleinen Amateur-Sinfonieorchester. das von einem seiner Brüder (alle drei Covas waren Musiker) geleitet war. In den Vierzigerjahren des letzten Jahrhunderts spielte Lothar Löffler mit grösseren und kleineren Formationen in verschiedenen Bars und Hotels zum Tanze auf. Viel Erfolg hatte er mit seiner Band „the ambassadors“. Oft trat er mit den Sängerinnen Kitty Ramon oder Phyllis Heymans auf (Spitzen-Jazzsängerinnen dieser Jahre)!
Nach Kriegsende wollten die Schweizer Hoteliers nicht mehr teure Bigbands, wie das die „Original-Teddies“ von Teddy Stauffer und das Orchester von Fred Böhler waren, engagieren. So gastierte, wahrscheinlich in der Wintersaison 1946 – die 7 Mann-Band Löfflers „the ambassadors“ ergänzt durch einige Musiker des Stauffer-Orchesters inklusive Edi Brunner, dem hervorragenden Tenor-Saxofonisten, im Palace Hotel in St. Moritz. Wenn in den Hotels von Schweizer Kurorten Jazz als Tanzmusik gespielt wurde, waren die Musiklieferanten auf den Podesten Swingbands. Mit Swingbesetzungen (im Gegensatz zu Dixieland) konnte man dem Publikum auch Polkas, Englischwalzer und ähnliches in bester Manier bieten. Dies war für die Dixiejazzer nicht machbar.
Klavierjazz
Neben seinem Schallplattengeschäft und den vielen Band-Engagements war Lothar Löffler auch ein sehr beliebter Barpianist. Was er spielte, war damals in den Vierzigerjahren die Art Klavierspiel, die man als „Klavierjazz“ bezeichnete. Oft waren das beliebte Tunes aus dem „Great American Songbook“, in gefälliger, melodiöser Art gespielt, ohne grosse Abweichungen vom Original. Lothar Löfflers Spiel gefiel dem Publikum so sehr, dass ihn der Radiosender „Beromünster“ engagierte, jeweils eine Viertelstunde vor den Mittags-nachrichten für ein kurzes musikalisches Intermezzo am Klavier zu sorgen. (Bitte beachten Sie auch die von Thomas Reich zusammengestellten Musikbeispiele)
Die letzten Jahre – nach der „ganz grossen Musikzeit“
Anlässlich der Schliessung des „Grammohauses Lothar Löffler“ am 22. Juli 1989
und dem Ende seiner Bandaktivitäten bezeichnete Lothar Löffler in einem Blickartikel die unmittelbar dem zweiten Weltkrieg folgenden Jahre als „die ganz grosse Musikzeit“, als er dreimal pro Woche (mit Freinacht) fürs Hotel „Drei Könige“ in Basel engagiert war. Seine allerletzten Jahre waren geprägt von einer mit grosser Tapferkeit ertragenen Krankheit. Er starb am 20. Dezember 1995 in Basel, hinterliess seine Frau Agnes, eine Tochter und einen Sohn.
Jimmy T. Schmid
Lothar Löffler And His Quartet
Day - Medley Nr. 6 - SH

B2 : Bye Bye Blues - Chinatown - 1948
Lothar Löffler p voc
Bob Huber und sein Orchester
"Long Ago (and Far Away)" - CD

16 : Three Little Words
Lothar Löffler p


